Gegen Italia wird es schwer - Ein Vorspiel in der Innenstadt
Drei Disziplinen, zwei Gegner am Ball: WZ-Reporter „Il Rapido“ hat sich in der City vor dem Halbfinale mit Deutschen gemessen.
Krefeld. Noch nie hat eine DFB-Elf gegen Italien bei einem großen Fußballturnier gewonnen. Auch heute Abend im Halbfinale der EM? Bis zum Abpfiff wollte WZ-Reporter Ingo Hinz nicht warten — als „Il Rapido“ nimmt er vorübergehend eine italienische Fußballer-Identität an und sucht in der Krefelder City nach Deutschen, die sich mit ihm in sportlichem Wettstreit messen.
Ausgerüstet mit einer Rundum-Garnitur der „Squadra Azzurra“ und einem Ball von Intersport Borgmann an der Kaiserstraße geht es los.
Dribbelnd, passend und köpfend erregt „Rapido“ zwar schnell Aufsehen, zunächst lässt sich jedoch kein mutiger Alemanne auf das Duell ein.
Drei Disziplinen sollen die Herausforderer besser absolvieren als der Aushilfsitaliener mit Hut, um zu beweisen, dass deutscher Sportsgeist der italienischen Leidenschaft überlegen ist: Den Ball mit dem Fuß sowie mit dem Kopf hochhalten und ein Slalomkurs — nacheinander und auf Zeit.
Dann steht er plötzlich da, versperrt „Rapido“ den Weg, wie ein sizilianischer Berg. „He!“, ruft er herüber, „gegen Schweini und Co. habt ihr eh keine Chance.“ Kurz blitzt Unsicherheit im Blick von Alexander-Hubert Biller auf, als „Rapido“ ihm die Wettkampfregeln erklärt. Der 27-jährige Duisburger, der gerade mit einem Freund in Krefeld shoppt, schlägt ein. Aber erst nachdem er den Ball kurz prüft und sich einen Moment einspielen kann. Am Großmarkt steigt die Spannung: Fünf Sekunden hält der Deutsche den Ball mit dem Fuß hoch, drei Sekunden lang mit dem Kopf. Das toppt Rapido um zwei und vier Sekunden. Für den Slalom braucht der Duisburger auch eine Sekunde länger als der „Azzuro“.
Ein Sieg ist ohne Bestätigung nichts wert, denkt Rapido — und macht sich auf zu Antonio Musardo, den jungen Pizzabäcker von der Rheinstraße, Deutscher italienischer Herkunft, der zu EM-Beginn betonte, Deutschland hole den Titel — schließlich sei er in Krefeld geboren und aufgewachsen.
Ein Gegner, dem auch das Fußballfieber der italienischen Verwandtschaft nicht fremd ist. Catello, der Schwiegervater des 24-Jährigen, möchte am liebsten selbst antreten, fällt als Italiener aber raus. Trotzdem stellt er die Hocker seines Lokals für die Slalomübung zur Verfügung. Schon bei der Trainingsrunde wird klar: „Il Rapido“ muss alles abrufen. Doch der Ball verspringt unglücklich, Antonio dribbelt eine Sekunde schneller durch den Slalom — auch beim Kopfball gewinnt Antonio . . . Alles aus?
Siegessicher lächelt Antonio, als er den Ball mit dem Fuß fünf Sekunden lang hochhält. „Niemals schaffst Du das vier Sekunden länger“, sagt der 24-Jährige. Doch Rapido bleibt 14 Sekunden lang am Ball. „Forza Italia!“, ruft er nach dem Punktsieg. Aber wird Italien jetzt Europameister? Ein Rest Hoffnung bleibt den Deutschen noch: Denn „Il Rapido“ ist ja gar kein echter Italiener.