Goggomobil - Ein Auto für die ganze Familie
Das erste Auto von Ehepaar Gräfe war ein Goggomobil. Es bot Platz für die Eltern und drei Kinder.
Krefeld. Drei Kinder passten auf die Rückbank, Mama und Papa fanden vorne Platz. Ein beigefarbenes Goggomobil war das erste Auto von Bernhard und Ruth Gräfe — aber vor allem war es ein Familienwagen.
„Als mein Mann das Auto gekauft hat, hatte ich noch gar keinen Führerschein“, erinnert sich die heute 71-jährige Ruth Gräfe. Ihr Mann arbeitete zu der Zeit (Anfang der 1960er Jahre) als Kraftfahrer und unter der Woche stand das Goggomobil nur in der Garage.
„Mehr als 500 Euro habe ich für das gebrauchte Auto nicht bezahlt. Aber das war damals schon eine ganz schöne Summe“, sagt der 78-Jährige. Seine Frau musste mit den drei kleinen Kindern jeden Tag für sämtliche Erledigungen die Straßenbahn nutzen. Das sei umständlich gewesen und damit sie das Auto auch nutzen konnte, habe sie dann 1964 den Führerschein gemacht, erzählt Ruth Gräfe.
„Mit dem Wagen war alles einfacher. Das war eine enorme Erleichterung. Man war einfach ungebundener“, erinnert sie sich. Am Wochenende ging es mit der ganzen Familie ins nähere Umland von Krefeld und oft auch in Richtung Holland. Mehr als Tempo 100 war jedoch nicht drin.
Eine Fahrt ins Nachbarland ist Ruth dabei besonders im Gedächtnis geblieben: Damals waren sie und ihr Mann zum Einkaufen in Holland gewesen und befanden sich auf der Rückfahrt: „Die ganze Rückbank war voller Einkäufe und dann sind wir liegengeblieben. Ein Bekannter musste uns abholen kommen. Das war vielleicht ärgerlich!“ Ansonsten lief das Goggomobil jedoch ohne Probleme.
An das Fahren mit Zwischengas musste sich die 71-Jährige jedoch gewöhnen, denn das hatte sie in der Fahrschule nicht gelernt. Während ihr Mann am Abend auf die Kinder aufpasste, übte Ruth auf der Straße das Fahren.
Eine weitere Schwierigkeit: Das Mobil hatte einen Benzinhahn. „Bevor man losfuhr, musste der aufgedreht und am Ende der Fahrt wieder ausgedreht werden. Aber wehe man hatte vergessen, den Hahn zu schließen, dann konnte man die Weiterfahrt vergessen“, sagt die Krefelderin lachend.
Das Verdeck des Wagens konnte man aufrollen und das Goggomobil damit in ein „Cabrio“ verwandeln. „Das war aber gar nicht so toll. Die ganze Luft zog nach hinten und da saßen ja die Kinder. Außerdem war das Verdeck bei Regen nicht dicht“, sagt Ruth Gräfe.
Um neben den Kindern auch noch einen Kinderwagen mit auf große Fahrt nehmen zu können, hatte ihr Mann einen Dachträger auf dem Mobil montiert. „Da kam dann der Kinderwagen drauf. Damit haben wir schon Aufsehen erregt“, erinnert sie sich.
Rund fünf Jahre leistete der Wagen mit dem Zweitaktmotor der Familie treue Dienste. „Aber die Kinder wurden ja größer und da war der Wagen dann irgendwann zu klein“, sagt Ruth Gräfe.
Damals wurde ein VW-Käfer das nächste Familienauto. Heute sind die Kinder erwachsen und Bernhard und Ruth fahren einen Polo. „Das erste Auto, das wir neu und nicht gebraucht gekauft haben“, sagt Ruth lächelnd.