Hebammen fürchten das Aus
Nur noch eine Versicherung sichert die Freiberuflerinnen ab, die Kosten sind enorm gestiegen.
Krefeld. Isabell Bordag ist eine von 17 freiberuflich tätigen Hebammen am Helios Klinikum Krefeld. Erst vor zwei Jahren hat sie mit zwei Kolleginnen den Wunsch nach einer gemeinsamen Hebammenpraxis in die Tat umgesetzt und das „Wiegennest“ gegründet. Rund ums Thema Kinderkriegen bietet das Team alle Hebammenleistungen an.
Nach der Schließung der Geburtsabteilung des St. Josefhospitals ist das Helios Klinikum Krefeld das einzige Krankenhaus der Stadt mit einer Abteilung für Geburtshilfe. Es gehört zu den größten Frauenkliniken Deutschlands, rund 1500 Babys erblicken hier jährlich das Licht der Welt.
Die drei Hebammen vom Wiegennest begleiten davon über 100 Geburten. Jetzt sehen sich die Hebammen in ihrer Existenz bedroht. Als freiberuflich tätige Hebammen sind sie verpflichtet, eine ausreichende Berufshaftpflichtversicherung abzuschließen. Durch den Ausstieg der Nürnberger Versicherung aus den Versicherungskonsortien der Hebammenverbände fällt ab Sommer 2015 die rechtliche Absicherung der Hebammen weg.
„Wenn die Nürnberger Versicherung aussteigt, bleibt nur noch die Allianz übrig. Zu Konditionen, die sich keiner mehr leisten kann“, sagt Isabell Bordag. Bereits in diesem Jahr zahlt jede Beleghebamme 5091 Euro für ihre Haftpflichtversicherung.
In den vergangenen Jahren sind nach Auskunft des „Bund freiberuflicher Hebammen Deutschlands“ (BfHD) die Haftpflichtprämien überproportional stark gestiegen. So hat sich für freiberuflich in der Geburtshilfe tätige Hebammen die Prämie in den letzten zehn Jahren trotz abnehmender Schadenszahlen verzehnfacht. Da freiberufliche Hebammen ohne Versicherung nicht arbeiten dürfen, käme dies dem beruflichen Aus gleich.
Wenn es nach Michael Friedrich, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, ginge, würde er an dem bestehenden Netzwerk in seiner Abteilung festhalten. Am Helios Klinikum Krefeld sind 31 Hebammen beschäftigt. „Die Geburtsabteilung arbeitet eng mit freiberuflichen und Krefelder Beleghebammen zusammen, die fest in das Kreißsaalteam integriert sind“, erklärt Friedrich.
Durch das Schichtsystem im Krankenhaus könne eine werdende Mutter aber nicht immer von der ihr vertrauten Hebamme während der gesamten Geburt begleitet werden. Hier greift das Netzwerk, denn Michael ist überzeugt: „Die persönliche Beziehung, die bereits während der Schwangerschaft zwischen einer werdenden Mutter und einer freiberuflichen Hebamme entsteht, kann den Geburtsprozess sehr positiv beeinflussen.“