Herbstjagd: Im wilden Galopp durch das Hülser Bruch
Die Veranstaltung der Reitställe Kühnen, Bayer und Luisenhof ist ein Familienevent.
Krefeld. Dem jungen Joggerpärchen im Hülser Bruch muss das Herz in die Hose gerutscht sein, als es unvermittelter Dinge von einem kleinen Laufpfad in Richtung Parkplatz am Langendyk einbiegt: Im Jagdgalopp sausen plötzlich zwei Reiter im edlen roten Sakko auf ihren Pferden an den verdutzten Freizeitsportlern vorbei, dicht dahinter ungefähr 30 Hunde und darauf folgend ungefähr 50 weitere Reiter auf ihren Pferden.
Wahrscheinlich wissen die Beiden nicht, dass der Reitstall Luisenhof zur traditionellen Herbstjagd geladen hat und haben auch die Fanfaren der Jagdhornbläser nicht gehört. Seit 15 Jahren führen der Reitstall Kühnen und der Reitstall Bayer mit dem Luisenhof eine Gemeinschaftsjagd durch, letztgenannte sind in diesem Jahr als Ausrichter an der Reihe.
Die Strecke führt vom Flünnertzdyk quer durchs Hülser Bruch bis zum Boomdyk in Hüls, die Serpentinen des Hülser Bergs hoch und wieder zum Ausgangspunkt, der Stelldicheinwiese, zurück. Diese abenteuerliche Veranstaltung, die mit dem Titel "Jagd" so martialisch daherkommt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als das perfekte Familienerlebnis. Denn Blut fließt bei dieser Jagd nicht - zumal Reitjagden auf lebendes Wild in Deutschland seit über 70 Jahren verboten sind.
Doris Driehsen von den Reiterfreunden Luisenhof erklärt den Ablauf der Veranstaltung: "Die Schleppenleger legen für die Hundemeute eine künstliche Fährte, eine Duftspur." Drei verschiedene Reitgruppen verfolgen die Hundemeute vom Cappenberger Schleppjagdverein, bis die Reiter wieder am Ausgangspunkt angekommen sind.
Verfolgt werden die Reiter von vier Planwagen, auf denen es auf den Strohballen richtig lustig zugeht: Bei Kaffee, Kuchen oder einem Bierchen geht es im gemütlichen Tempo quer durchs Bruch, eine Gruppe von Fahrradfahrern schließt die "Karawane" ab. "Ziel des Ganzen ist also nicht das Sportliche", klärt Driehsen auf, "sondern das gemeinsame Erleben der Natur und die Geselligkeit."
Und die kommt am Samstagabend im Luisenhof nach dem Halali nicht zu kurz: Nachdem der Jagdherr Karl Driehsen, zugleich zweiter Vorsitzender des Reitvereins, an die Teilnehmer die traditionellen Brüche (abgebrochene Zweige) verteilt und die hungrigen Hunde mit Pansen belohnt werden, steigt rund um das Lagerfeuer der traditionelle Jagdball im Longierviertel.
"Das wichtigste Jagdsignal", klärt Jagdhornbläser Uwe Jansen auf, "ist für uns ohnehin das Schüsseltreiben. Das bedeutet, dass es etwas zu essen und zu trinken gibt."