Karneval: Der Advocat sagt „Tschüss“
Nach zwölf Sessionen in der Bütt hört das Krefelder Urgestein Helmut Höffken jetzt auf.
<strong>Krefeld. Zwölf Jahre lang stand er in der fünften Jahreszeit als Eisbrecher auf Krefelder Bühnen und kritisierte mit einem Augenzwinkern Alltag und Politik in der Seidenstadt. Die gereimten "Seitenhiebe" machten auch vor Bürokratie und Verwaltung nicht Halt. Seine Markenzeichen waren Humor, Ironie und geschliffener Witz. Der Advocat Helmut Höffken (66) hängt die schwarze Robe an den Nagel und wird ab sofort nicht mehr mit erhobenem Zeigefinger fröhliche Leviten lesen: "Nach einem Dutzend Jahren auf den Brettern, die die Welt bedeuten, und einem tiefen Eindringen in die Krefelder Karnevalsszene ist es Zeit, einen Schlusspunkt zu setzen", so Höffken exklusiv zur WZ.
Herbert Hölters fällt aus allen Wolken
Selbst Urgestein Herbert Hölters, Ehrenvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Karnevalisten (AKK), fiel aus allen Wolken: "Davon weiß ich nichts. Schade. Da wird in Zukunft etwas fehlen. Mit dem Advocaten lebte die ursprüngliche Karnevals-Tradition wieder auf. Er war ein echter Nachfolger vom Krefelder ,Fidelen Schutzmann’ Ludwig Giehl."
Erste Erfahrungen mit dem Publikum sammelte Höffken als Moderator bei Veranstaltungen von Bürgervereinen, Jubiläen, Familien- und Schützenfesten. 1995 kam der Karneval.
Zunächst trat er zwei Jahre als "Fischelner Dorfpoet" auf. Dann schlüpfte er, am Anfang mit geliehener Robe, in die Rolle des "Advocatus laetitiae" (Anwalt der Freude) und war später mit seiner "Ein-Mann-Kanzlei" gern gesehener "Beckmesser" (eine mahnende Stimme) bei Proklamationen, Großveranstaltungen sowie bei "Kabarett trifft Karneval."
Auch bei den Schunkelfesten in den Stadtteilen wie Traar, Verberg oder Inrath schätzte man den "Mann in Black" mit weißem Hemd und roter Fliege, weil er Themen vor Ort in sein Krefelder "Rundumschlag-Plädoyer" einbaute. Höffken: "Ich lege Wert auf guten Reim auf hohem Niveau. Die Verse werden laufend der Aktualität angepasst und kurzfristig sogar ganz neu formuliert. Ich wollte so der Ursprungsform des Karnevals ganz nahe sein."
Gab es auch einmal einen Versprecher: "Ja, das werde ich nie vergessen. Ich habe die Volksmusiker Kastelruther Spatzen als Spatzelruther Katzen angekündigt."
Wie kam es zu dem Entschluss, das "rote Buch" künftig nicht mehr aufschlagen zu wollen? Der karnevalistische Lyriker dazu: "Man soll gehen, wenn es am schönsten ist, und nicht erst dann, wenn die Aufmerksamkeit beim Publikum nachlässt."
Zum Einmarsch: So textete Helmut Höffken den Büttenmarsch zu seinen Auftritten: "Heidewitzka, Herr Advocat, an Fastelooewend stonn mer all parat! Wir machen heut’ den Saal zum Amtsgericht, die jecke Wahrheit kommt ans Tageslicht."
Zum Abschied: So verabschiedet er sich jetzt von den WZ-Lesern: "Der Advocat sagt Tschüss und Tschöö, Auf Wiedersehen und Adieu. 12 Jahre Bütt war’n wunderbar mit Fliege, Akten und Talar. Ich hoffe, es hat Spaß gemacht - Humor ist, wenn man trotzdem lacht!"