„Ich bin Messdiener und stolz darauf“
Ministranten von St. Martin stehen zu ihrer Aufgabe. Freunde verstehen das nicht immer.
Krefeld. Fredericke Trella sitzt auf dem Sofa im Messdiener-Raum von St. Martin in Dießem/Lehmheide. Dustin und Michelle, beide zehn, kuscheln sich fest an ihre Gruppenleiterin. Sie gehören zu den Kleinsten unter den 29 Kindern und Jugendlichen in der Messdiener-Gruppe von St. Martin. Es ist die Gemeinschaft, die den Kleinen so gut gefällt. „Und natürlich das Spielen.“
Außerhalb des Gottesdienstes treffen sich die Kinder und Jugendlichen jeden Freitag, verbringen ihre Freizeit miteinander und reden. „Wir haben viel Spaß miteinander und der Zusammenhalt ist toll, obwohl die Altersspanne groß ist“, sagt die 17-jährige Jasmin. Zwischen acht und 18 Jahren sind die Mitglieder alt. Jasmin empfindet es als erfüllend, die Kleineren aufwachsen zu sehen.
Bevor die jungen Messdiener (meist nach der Kommunion) neu in die Gruppe kommen, machen sie eine drei- bis viermonatige Ausbildung, lernen die Kirche, den Glauben und die Ministranten-Dienste kennen. „Die Älteren bilden die Jüngeren aus“, erläutert die 18-jährige Fredericke, die die Messdiener-Gruppe seit fünf Jahren leitet. Ihre Motivation: „Das Glitzern in den Kinderaugen!“
Doch warum wird man in Zeiten, in denen immer weniger Kinder und Jugendliche zur Kirche gehen, Messdiener? „Das kann man eigentlich nur begründen, indem man sagt, dass man das macht, um dem Herrn zu dienen. Das ist einfach ein Weg, seinen Glauben auszudrücken“, sagt die 13-jährige Lena. Sie ist seit vier Jahren Mitglied der Ministranten-Gruppe. „Wenn ich nicht Messdiener wäre, würde ich auch an Gott glauben und in die Kirche gehen, aber so bin ich auf eine besondere Art näher dran“, erklärt sie. Auch für den kleinen Dustin wird sein Glaube wichtiger, indem er „dem Pastor hilft“.
In der Schule ist man als Messdiener außergewöhnlich, das bestätigen alle fünf Ministranten von St. Martin. Nicht alle Freunde verstehen, warum sie sich dazu entschieden haben. „Meine Freunde haben am Anfang gesagt ,Lena, das kannst du doch nicht machen, das ist voll peinlich’. Aber ich habe gesagt, dass ich dazu stehe, und dann haben sie sich irgendwann damit abgefunden“, erzählt Lena.
Fredericke Trella bestätigt diese Erfahrung: „Am Anfang traut sich keiner zu sagen, dass er Messdiener ist, weil die meisten Freunde komisch reagieren. Aber hier ist man kein Außenseiter, sondern Teil einer großen Gruppe und die gibt so viel Selbstvertrauen, dass hinterher alle sagen ,Ich bin Messdiener und stolz drauf’.“ Die 18-Jährige will ihren Schützlingen das Gefühl geben, Zeit für ihre Sorgen und Nöte zu haben. „Das wird in Zeiten, in denen nicht mehr alle Kinder einen festen Familienverband haben, immer wichtiger“, findet sie.
In der Gemeinde bekommen die Ministranten viel Zuspruch: „Die Menschen sehen die Messdiener nicht nur als schmückendes Beiwerk, sondern freuen sich wirklich über ihren Dienst“, betont Gemeindereferentin Regina Gorgs. „Und für die Kinder ist die Messdiener-Gruppe eine richtige Oase, weil sie hier verstanden und geliebt werden.“