Interview: Chef der Krefelder Schausteller hat von den Großeltern gelernt
Paul Müller ist Chef der Krefelder Schausteller. Vor der Sprödentalkirmes sprachen wir mit ihm.
Krefeld. Die Kirmes auf dem Sprödentalplatz feiert in diesem Jahr das 90-jährige Bestehen. Seit vielen Jahren ist Paul Müller (67) ein Teil davon. Seit 1997 ist er Vorsitzender des Niederrheinischen Schaustellervereins Krefeld. Er ist glücklich in zweiter Ehe verheiratet, hat vier Kinder und zwei Enkelkinder. Im Interview spricht er über seine Verbandsarbeit und die Zukunftsaussichten der Schausteller.
Herr Müller, seit Jahrzehnten sind Sie nicht aus dem Krefelder Schausteller-Gewerbe wegzudenken. Wie sind Sie eigentlich dazu gekommen?
Paul Müller: Die Liebe zur Kirmes habe ich von meinen Großeltern erfahren. Diese waren mit ihrem Fahrgeschäft, einem Kettenflieger mit Luftschiffen und später mit ihrer Schießbude auf vielen Kirmesplätzen und Weinfesten zu Hause. Nachdem ich eine Ausbildung zum Orthopädiemechaniker abgeschlossen hatte und in diesem Beruf neun Jahre tätig war, zog es mich zu meinen Großeltern auf die Reise. Opas Erzählungen von seinem Beruf und seinen Erlebnissen bewegten mich 1971 dazu, ins Schaustellergewerbe einzusteigen. Und es gibt nichts Schöneres: immer an der frischen Luft. Jedes Wochenende in einer anderen Stadt und man lernt immer wieder neue Leute kennen.
Womit sind Sie denn gestartet?
Mit Großvater an meiner Seite habe ich mir 1971 meinen ersten Schießwagen gekauft. Mittlerweile sind es drei Karussells und mehrere Schießwagen. Auf unseren Schwenkgrill bin ich besonders stolz.
Was steckt dahinter?
Unsere Schweinenacken-Steaks auf Buchenholz gegrillt sind ein Hammer. Der einzigartige Geschmack, die hausgemachte Knoblauch-Sauce und der dazugehörige frische Krautsalat haben sich schon weit über die Stadtgrenzen herumgesprochen. Sie sind so beliebt, dass wir damit auch für andere Veranstaltungen gebucht werden.
Apropos Veranstaltungen: Was machen Sie denn eigentlich so während eines ganzen Jahres?
Anfang des Jahres ist meist unsere Vereinsfahrt vom Niederrheinischen Schaustellerverein Krefeld. Wir bereisen verschiedene Städte. Außerdem können Wartungs- und Sanierungsarbeiten vor Saisonbeginn in Ruhe durchgeführt werden. Kurz nach Karneval geht es dann eigentlich schon mit den ersten Märkten und Festen los und die Saison dauert bis hin zu den Weihnachtsmärkten. Bis zum Ende des Jahres sind wir also unterwegs. Unsere Geschäfte kann man auch mieten, für Geburtstage oder Firmenfeste. All das muss organisiert werden.
Sie haben sich recht bald im Schausteller-Verband engagiert. Wie kam es dazu?
Am Anfang meiner Selbständigkeit war ich aktives Mitglied im Krefelder Schaustellerverband. Im Jahr 1997 haben wir den Niederrheinischen Schaustellerverein Krefeld wieder aufleben lassen.
Wie kann man sich Ihre Verbandsarbeit vorstellen?
Wir sind im Niederrheinischen Schaustellerverein 13 Kolleginnen und Kollegen aus dem Schaustellergewerbe, voller Ideen und ständig auf der Suche nach Verbesserungen. Deswegen auch die jährliche Fahrt, die durchaus als Bildungsreise zu verstehen ist. Wir wissen, dass sich die Zeiten und damit das Freizeitverhalten der Kirmesbesucher ändern. Deswegen stellen wir uns darauf ein und versuchen, dem entsprechend zu begegnen.
Was sind das für Probleme, die Sie anpacken?
Die Kirmesveranstaltungen in den Krefelder Stadtteilen müssen unbedingt gefördert werden. Besitzer von Fahrgeschäften können dort leider nicht immer kostendeckend arbeiten. Wir versuchen immer wieder, attraktive Lösungen zu finden. Das Freizeitverhalten der Kirmesbesucher wird beobachtet und wir passen uns an. Dieses kann sich auf veränderte Öffnungszeiten beziehen oder auf zusätzliche Angebote, zum Beispiel einem Oma-Opa-Tag. Es ist uns gelungen, in konstruktiver Zusammenarbeit mit der zuständigen Behörde, in einigen Städten eine weitere Erhöhung der Standgebühren für die Kirmesgeschäfte zu vermeiden. Die Zusammenarbeit mit dem Einzelhandel, Werberingen, Heimatverbänden und Schützenvereinen sind auch sehr wichtig.
Wie sieht die Zukunft aus?
Wir wünschen uns weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit allen Entscheidungsträgern, damit auch die Zukunft des Schaustellergewerbes gesichert ist. Einigkeit macht stark.