Istanbuler Übergriffe polarisieren

Pro und Kontra für die türkische Politik.

Krefeld. „Erdogan ist ein Heuchler“, das ist die einfache Meinung, die Mohammed Almohammed, Inhaber eines Imbisses am Ostwall, zum Präsidenten der Türkei hat. „Er sagt immer er sei Moslem, meint er führe eine islamische Partei. Aber wäre er wirklich gläubig, dann würde im Gezi-Park und auf dem Taksim-Platz niemand verletzt werden.“ Doch der 28-Jährige glaubt nicht an eine langfristige Zukunft für den Politiker der AKP.

Anders sieht das bei Melek Kum aus. Die 29-Jährige sagt ganz klar: „Ich bin für Erdogan.“ Er habe in den vergangenen zehn Jahren viel Gutes für die Türkei getan und einiges zum Positiven verändert. Außerdem sei die Eskalation im Park und auf dem Platz von der Protestbewegung ausgegangen.

Doch Deniz Onglu, die neben ihr steht, sieht das anders. „Er mag gute Politik machen, aber ich habe kein Verständnis für die Aktionen gegen die Demonstranten.“ Der massive Einsatz von Gewalt sei übertrieben. „Ich habe von einer schwangeren Frau gehört, die ihr Kind bei einem Angriff der Polizei verloren hat. So etwas ist entsetzlich!“

Elif Ölün, 25 Jahre alt, sieht die Demonstrationen kritischer. Sie meint, die Demonstranten seien auch selber schuld: „Sie haben ihn immerhin gewählt.“ Und auch die, zur Not gewaltsame, Auflösung der Proteste sei angekündigt gewesen.