Jepe Wörz liest im Wohnzimmer
Der Nachwuchsautor wird während der Krefelder Krimitage daheim bei einem WZ-Leser auf dem Sofa Platz nehmen – mit seinen Büchern im Gepäck.
Krefeld. Fast hätte das Gymnasium ihm alle Flausen aus dem Kopf vertrieben. Denn bis Jens Peter Wörz in jenen "seltsamen Lehrbetrieb" hineingeriet, spukten viele Geschichten in seinem Kopf herum. "Schon als ich Kind war, hat meine Oma mir immer Schreibheftchen gekauft", erinnert sich der Krimi-Autor. "Darin sollten die frühen Werke des jungen Wörz versammelt sein - für den Fall, dass ich mal berühmt werde."
Doch dann kam die höhere Schule mit ihren Lehrplänen, Interpretationshilfen und Textanalysen. "Ich war ziemlich schlecht in Deutsch", gibt der Schriftsteller zu. "Und das verrückte Vor-Sich-Hin-Schreiben hat man mir im Gymnasium gründlich abtrainiert." Lange Jahre ließ Wörz seine kreative Energie ruhen.
Was seine Lehrer wohl nie vermutet hätten: Ihr mittelmäßiger Schüler hat inzwischen einen erfolgreichen Roman veröffentlicht und mit einer Kurzgeschichte einen Krimipreis gewonnen. Wenn er Lust hat, schreibt er wieder verrückt vor sich hin, denkt sich Rätsel aus oder probiert, wie es ist, für eine Story die Perspektive einer Frau einzunehmen. "Ich schreibe Geschichten, die ich selbst gerne lesen würde", sagt Jens Peter Wörz, der unter dem Namen Jepe Wörz publiziert.
Leben muss er von seinen Krimis nicht: "Ich kann ganz gelassen und ohne Druck daran arbeiten." Im Hauptberuf ist Wörz in einer Web- und Werbe-Agentur in Düsseldorf tätig, auch ein kreativer Job. Morgens vor der Arbeit oder an den Wochenenden begibt er sich dann in die Welt gerissener Mörder und kluger Kommissare. "Ich bin gar kein ausgewiesener Krimi-Experte", erzählt er. "Ich versuche einfach so zu schreiben, dass man auch in den zehn Minuten vor dem Einschlafen noch was von dem Buch hat. Ich mag es nicht, wenn man erst 100 Seiten investieren muss, um drin zu sein." Entsprechend gradlinig und humorvoll kommt sein Debüt "Vitus-Zeichen" zur Sache, ein Serienkiller-Krimi vor dem Hintergrund Mönchengladbacher Stadtgeschichte.
Mit Neugier und Freude hat Wörz sich in die Thematik eingelesen, als Zugezogener sieht er sich "nicht von Natur aus dazu berufen, die tiefste Seele des Gladbachers auszuloten". Der gebürtige Lünener ist über Stationen in Paderborn und Bielefeld an den Niederrhein gekommen. Für einen regionalen Kurzkrimi-Wettbewerb entwarf er aus einer Laune heraus die Geschichte "24Stunden Gladbach" - und beeindruckte Initiatorin Ina Coelen vom Krefelder Leporello-Verlag dermaßen, dass sie ihn bat, doch einen Roman zu schreiben.
In den zwei Jahren, die Wörz mit dem Projekt verbrachte, verblassten sie endgültig, die Erinnerungen an die gymnasiale Oberstufe. Schon im Studium hatte er begonnen, die eigene Fantasie wieder aus dem Käfig zu lassen. Der "nächste Harry Potter", den er damals schreiben wollte, verschwand jedoch in der Schublade. "Das Manuskript war dramatisch schlecht", sagt er. "Aber ich habe beim Schreiben viel gelernt, was mir heute bei den Krimis nützlich ist." Vor allem, wie viel Spaß es macht, nicht auf seine Lehrer zu hören.