Kabarett: Satire aus dem täglichen Leben
Für einen Nachwuchspreis fast zu gut: Mattias Reuter erhält „Krefelder Krähe“.
Krefeld. Die Besucher müssen keine Angst um ihr Leben haben. Die Drohung von Kabarettist Erik Lehmann: "Wer nicht lacht, wird abgeschlacht’", ist wirkungslos; das Publikum kommt an diesem Abend aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Die drei Erstplatzierten des Kabarettpreises "Krefelder Krähe" - der Zwickauer Lehmann auf dem dritten Platz, Ludger K. aus Duisburg auf dem zweiten und Sieger Mattias Reuter aus Oberhausen - zeigen bestes Können. Für einen Nachwuchspreis sind sie eigentlich schon zu gut.
"Küken" Lehmann spielt den Eisbrecher. Im besten Ost-Dialekt bietet er als Schlachter im Jäckchen mit Kuhfelleinsatz der ersten Reihe Hundewurst aus Spanien an. Der 24-jährige ist Deutschlands jüngster Kabarettist und hat schon einen Platz in der renommierten Herkuleskeule in Dresden. Er spielt mit dem Publikum und mit den Rollen, in die er schlüpft. Mehr als treffend kommt seine Edmund-Stoiber-Parodie rüber. Er hat ihm genau aufs Maul geschaut. Nach seinem "sauguten" Auftritt fragen sich viele Zuschauer, ob er noch zu toppen ist.
Er ist. Ludger K. ist cool. Der gebürtige Moerser ist der Kabarettist mit dem besten Niederrhein-Wissen und den eindeutigsten politischen Aussagen. "Wahrhaft Rattenfänger gleich zieht er das Publikum auf seine Seite", sagt "Oberkrähe" Jochen Butz in der Moderation. Ludger K. ist zuckersüß und bitterböse: "Sterben wir Deutschen aus? Nicht die Deutschen sterben aus, die schlauen Deutschen sterben aus, die Dummen kriegen Kinder. Haben Sie Kinder? Ist doch nur Spaß." Und: "Was haben wir früher über die Probleme in Nicaragua diskutiert, aber haben wir gewusst, wo Nicaragua liegt? Oder: "Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, ich könnte mir noch stundenlang zuhören."
Die Vielseitigkeit in Person ist Mattias Reuter. Er dichtet, singt und spielt Keyboard und bietet Kabarett der besonderen Art. Der 31-Jährige fasziniert durch sein Understatement, seine wie beiläufig geschilderten Vorgänge des täglichen Lebens. Wenn es nicht so richtig und so witzig wäre, wäre es gemein: Er guckt den Leuten so genau zu und beschreibt sie haarscharf; es ist eine gelungene Mischung aus Sozial- und Politsatire. Seine Geschichten wie etwa "die Telefonaktion als Zwangskommunikation" oder "der Kindergeburtstag im Autokino" kommen intelligent, originell und sympathisch rüber.
Reuter ist der wahre Gewinner der Krefelder Krähe und überzeugt durch Sitcom, sogar als sein Piano nicht funktioniert. Die Zuschauer sind begeistert und Reuter freut sich sichtlich, dass er den begehrten Krefelder Vogel behalten darf, dass es kein "Wanderpokal" ist.