KEV-Sportinternat: Von der Schulbank aufs Eis

Hier leben 13 Jugendliche. Die Nachwuchsspieler sind im Gästehaus des Marianums untergebracht.

Krefeld. Seit 2011 ist Friedrich Hartung an der Nordstraße im Gästehaus des Marianums zu Hause. Der 18-Jährige ist Torwart im KEV-Juniorenteam, das in der Nachwuchs-Liga (DNL) auf Puckjagd geht. Sein Traum ist, Profi-Spieler zu werden, vielleicht bei den Krefeld Pinguinen. Derzeit bereitet er sich am Berufskolleg Vera Beckers auf sein Abitur vor. „Danach will ich auf jeden Fall studieren, um eine berufliche Grundlage zu haben.“

Davor aber steht noch jede Menge Stress und Schweiß. „Die Jungs haben eine härtere Belastung als die Profis“, sagt Diplom-Sozialarbeiter Michael Dittmar, der die Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren gemeinsam mit Roland und Annette Thomczyk sowie Izabela Kraffczyk betreut.

Zwei Etagen im Gästehaus hat der KEV seit 2006 für das Sportinternat Eishockey angemietet. 13 Nachwuchsspieler leben hier und pauken täglich für den gehobenen Schulabschluss. Sprachunterricht gibt es in der Villa K. oder an der Volkshochschule.

Neben dem Schulbesuch stehen viermal wöchentlich etwa drei Stunden Training in der Rheinlandhalle an. Samstag und Sonntag kommt dann noch je ein Ligaspiel dazu, verbunden mit Reisen. Ähnliche Einrichtungen gebe es lediglich in Mannheim und Berlin, betont Dittmar.

„Es gibt da keine Ausnahmen“, sagt Dittmar, im Hauptberuf für Adoptionen im Fachbereich Jugendhilfe der Stadt zuständig. Sport und schulische Bildung würden gleichberechtigt behandelt. Im Zweifel gebe es zweimal wöchentlich Nachhilfe oder Klausurvorbereitung im Internat. „Pflichtveranstaltungen“, sagt Michael Dittmar. Mit dem Berufskolleg Vera Beckers, der Gesamtschule Kaiserplatz und der Albert-Schweizer-Realschule bestehen Kooperationsvereinbarungen.

Jeder der jungen Sportler bewohnt ein geräumiges Appartement mit Bad und Balkon. Dazu kommen Küchen und Gemeinschaftsräume. Ein Internetzugang und Festnetzanschluss sind vorhanden. Die Kosten einschließlich der Verpflegung und den Reisen liegen dafür bei 450 Euro. Trotzdem muss der KEV das Internat bezuschussen. So sind Sponsoren zum Beispiel für Küchen- und Hausgeräte immer willkommen.

Den Sprung in die Profi-Welt schaffen trotzdem nicht viele. „Drei bis vier haben das von den bislang 70 Internatsbewohnern geschafft“, zählt Michael Dittmar auf. Aktuell ist das der 19 Jahre alte Patrick Klöpper, der mit der Nummer 9 als Stürmer im Pinguine-Kader der Deutschen Eishockey-Liga steht.

Trotzdem gibt es auch an der sportlichen Betreuung des achtköpfigen Trainerteams unter Cheftrainer Elmar Schmitz für den Nachwuchsbereich nichts auszusetzen. Über die Aufnahme in das Internat entscheidet der Vorstand. Herausragendes Talent sowie charakterliche Eignung sind nötig. Tipps kommen unter anderem von den Scouts der Pinguine. Und so besteht die Truppe vom Marianum aus Polen, Kanadiern, Russen, Belgiern, Rumänen und Deutschen.

Einer von ihnen ist Friedrich Hartung. Seine Eltern leben aus beruflichen Gründen im italienischen Südtirol, in Sterzing. „Das Zusammenleben hier im Internat ist auch dem Teamgeist sehr förderlich“, sagt der Goalie. Eines aber bedauert er: „Für eine Freundin habe ich bisher leider keine Zeit gehabt.“