Kinder-Uni: Wissen, das Leben retten kann
Rund 80 Schüler haben in den Ferien Einblicke in die Welt der Medizin gewonnen.
Krefeld. Felix (12) pumpt, als ob es um sein Leben ginge. Immer wieder drückt er auf das Gummi-Brustbein, wirft sein ganzes Körpergewicht auf die Reanimationspuppe, die aussieht wie ein Schwimmring mit Gesicht. „Mini-Anne“ steht auf dem Beutel, aus dem sie eben gezogen wurde, um Felix und rund 30 anderen Kindern die lebensrettenden Sofortmaßnahmen beizubringen. Felix drückt weiter. Und dann noch mal. Und noch einmal. Die anderen Kinder aus dem Kurs stehen auf und klatschen im Rhythmus der basslastigen Musik, die Notarzt Georgios Leledakis (48) aufgelegt hat.
„100 Stöße pro Minute, alle 30 Stöße wird zweimal beatmet“, sagt er. Musikalisch passt also alles, was rund 100 Beats pro Minute hat. „Ideal ist ’Staying alive’ von den Bee Gees, aber auch ’Another one bites the dust’ von Queen oder ’Yellow Submarine’ von den Beatles geht“, sagt der Mediziner. Sogar der Radetzky-Marsch habe den richtigen Rhythmus, er wäre den Kindern aber wohl nur schwer zu vermitteln. Denn genau darum geht es in der Kinder-Uni: Die leichtverständliche und kindgerechte Vermittlung von Wissen, das Leben retten kann.
Nach ein paar Minuten übernehmen die anderen Kinder aus dem Kurs die Reanimation der Latex-Patientin. „Das ist anstrengend, richtig anstrengend“, sagt Felix. „Man muss von oben drücken bis es knackt, und dann einfach immer weiter machen.“ Im Ernstfall würde er helfen, ist er sich sicher. „Vor dem Kurs hätte ich mich das nicht getraut“, sagt er.
Auf dem heutigen Lehrplan stehen noch die stabile Seitenlage und die Schocklage. „Wir wollen die Kinder nicht überfordern, das sind alles einfache Dinge“, sagt Leledakis. Am Vormittag haben die Kinder schon einen Vortrag über das Immunsystem gehört. Um ihr Vorstellungsvermögen nicht mit abstrakten Begriffen zu überfordern, erklärte Professor Tim Niehues das Abwehrsystem wie eine Viererkette im Fußball. Mit Philipp Lahm, Jerome Boateng, Benedikt Höwedes und Mats Hummels als einzelne Bausteine. „Philipp Lahm war eine Lymphozyte“, sagt Stefanos (11), dem der Vortrag viel Spaß gemacht hat. „Das war wirklich alles richtig gut zu verstehen.“