Kiss Me: Liebesgeschichten mit Wehmut und Wermut
Das Kresch-Theater stellt in „Kiss me“ junge und alte Beziehungen gegenüber.
Krefeld. Liebe, Lust, Krankheit, Selbstmord — das sind die Dinge des Lebens, zumindest bei „Kiss me“ von Chris Chibnall, das am Freitag im Kresch-Theater Premiere hatte. Darsteller sind zwei junge Leute vom Stadtjugendtheater, Laura Brinkmann und Marcel Rüge, und zwei Mitglieder des Kresch-Lehrertheaters, Jörg Eisentraut und Heinke Reuter.
„Wir wollen ein feines, kleines Stück aufführen“, hatte Regisseur Helmut Wenderoth vor der Premiere gesagt. Klein stimmt, denn „Kiss me“ kommt als Lesung mit Improvisationen daher. Den beiden jungen Leuten gelingt es deutlich, sich vom Text zu lösen, in ihre Rollen zu schlüpfen. Sie sind zwei verwirrte Partybesucher, die sich gerade ineinander verliebt haben und diesen Gefühlen mit einer Mischung aus Hilflosigkeit, Provokation und Lakonie begegnen.
Gespiegelt werden in dem Theaterstück die junge und die alte Liebe. Jene erinnert in ihrer Konsequenz an das Schicksal Kleists und seiner Geliebten — nicht allerdings im Rückblick auf eine langes, gemeinsames Leben. Denn bei „Kiss me“ werden drastische Worte verlesen, die allenfalls in die Intimität eines Schlafzimmers gehören. Der Autor will schockieren, worauf die Zuschauer mit Lachen reagieren, manche auch peinlich berührt. Fein stimmt also nicht.
Witzig allerdings ist das Lebensquiz: Für jede richtig beantwortete Frage zur gemeinsamen Vergangenheit bekommt der Todkranke eine Flasche aus der Hausbar. Sei es Wodka, Weinbrand oder Wermut.
Zur Inszenierung gehört auch, dass Wenderoth am berühmten roten Tisch der Fabrik Heeder sitzt und aus dem Off Regieanweisungen liest.
Doch die Gegenüberstellung von alter und junger Liebe, von Mut zum Tod und Furcht vor Veränderung werden nicht bildhaft, ebenso wenig die Spiegelung der Lebensentwürfe. Kleiner Applaus für das Laientheater.