Parteien suchen Verbündete
Die CDU ist nur noch in drei Bezirken die stärkste Fraktion. 2009 waren es noch acht. Die SPD hat deutlich zugelegt.
Krefeld. Jetzt muss miteinander gesprochen werden. Keine Fraktion in den neun Bezirksvertretungen (BZV) kann eine Bezirksvorsteherin oder -vorsteher ohne fremde Hilfe stellen. Es müssen im Stimmenpoker sogar stets Verbündete aus zwei anderen politischen Lagern gefunden werden.
Oftmals gibt es zwischen CDU und SPD eine Pattsituation. Hier gestalten sich die Sondierungsgespräche besonders spannend. Acht Stimmen muss der Vorsteher auf sich ziehen, um gewählt zu werden.
Die CDU ist jetzt nur noch in drei Bezirksvertretungen die stärkste Fraktion. 2009 war das noch in acht Gremien der Fall. Nur Philibert Reuters konnte in Hüls 1,1 Prozentpunkte zulegen. Die anderen verloren Stimmen. Die SPD gewann überall hinzu. In Uerdingen sogar knapp zehn Prozentpunkte.
Die Grünen sind bis auf Süd, Oppum-Linn und Uerdingen, wo je einer ihrer Politiker sitzt, immer mit zwei Plätzen vertreten. Die FDP ist mit jeweils einem dabei. Überall befindet sich jetzt ein Vertreter der AfD in den Stadtteilparlamenten. Sie könnten das Zünglein an der Waage bei der Vorsitzenden-Wahl werden. Die Linken haben außer in Hüls und Ost überall einen Sitz.
„Ich bin sehr stolz, einen Wahlkreis, der eigentlich nicht zu holen war, gewonnen zu haben“, sagt Karin Späth (SPD), die für Oppum-Linn zur Wahl stand. „Ich habe das immer noch nicht ganz begriffen.“ Kandidat für das Amt des Bezirksvorstehers ist jedoch Hans-Jürgen Tacken. Er hat nach eigenen Angaben „keine Präferenz“, will mit allen sprechen, um eine Mehrheit zu bekommen. Sechs Sozialdemokraten sind in dieser Bezirksvertretung vertreten.
Philibert Reuters, der alte und wohl auch neue Vorsteher in Hüls, hat nach seinem Zuwachs im Ergebnis — und sechs Plätzen — den Eindruck „den Job nicht ganz verkehrt gemacht zu haben“, erklärt der Christdemokrat. „Außerdem hatten wir diesmal nicht so ein brenzliges Thema wie Hüls-Südwest vor uns, das beim letzten Mal Stimmen gekostet hat.“
Dass die FDP mit nur einem Politiker vertreten ist, macht die Sache schwieriger. „Ich werde mit den Einzelvertretern sprechen“, erklärt er. Reuters hat aber auch eine Listenverbindung von CDU und SPD im Blick: „Wir haben ja eine gute Stimmung im Gremium.“
Gisela Brendle-Vierke freut sich, dass die Sozialdemokraten in der BZV-Süd „mit sechs Leuten in ausreichender Zahl vertreten sind. Wir werden uns jetzt umgucken und abstimmen über die Möglichkeiten, die sich ergeben.“
Für Klaus Menzer (SPD) wäre es die zweite Amtsperiode als Bezirksvorsteher, sollte er eine Mehrheit finden. „Ich hatte das Amt schon vor rund 15 Jahren inne.“ Seine Wunschkoalitionäre sind die Grünen. „Dann müssen wir gucken, wen wir außerdem noch mit ins Boot nehmen.“
In Nord gibt es ein Patt zwischen SPD und CDU. Beide stellen je fünf Vertreter. Wolfgang Feld (CDU) ist der Spitzenkandidat in Nord und auch der bisherige Vorsteher. „Es reicht nicht“, erklärt er. „Die Grünen werden nicht mit uns gehen und wir nicht mit den Linken.“ Pure Freude über ihr Abschneiden zeigen die Christdemokraten im Osten der Stadt. „Wir sind froh, dass wir vorne liegen“, sagt Spitzenkandidatin Angelika Brünsing. Darüber hinaus möchte sie sich noch nicht äußern. „Wir müssen jetzt zusammenkommen und alles besprechen. Da möchte ich nicht vorgreifen.“
Gerda Schnell (SPD) kann für ihr Gremium in Mitte die Pattsituation nicht verstehen. „Wir haben 5,64 Prozentpunkte hinzugewonnen und die CDU hat verloren. Trotzdem haben wir beide fünf Sitze.“ Das sei wohl den kleinen Parteien geschuldet, die eingezogen sind, überlegt sie laut. „Wir werden auf jeden Fall die Grünen ansprechen.“ Beim FDP-Vertreter sei das unwahrscheinlich.
Anja Cäsar (Grüne) ist neu dabei. Sowohl in der Bezirksvertretung Fischeln als auch im Rat. „Ich werde mein Engagement teilen“, sagt sie. „Ein Zusammenschluss mit der SPD und Doris Nottebohm als Bezirksvorsteherin könnte ich mir gut vorstellen, weil dies in der Vergangenheit gut geklappt hat.“
Die Zusammenarbeit mit den Grünen sei auch schon in der Wahlkampfzeit in Uerdingen gut gewesen, berichtet Sozialdemokrat Benedikt Winzen. Auch eine Verbindung mit der FDP sei gut. „Einer aus unserer SPD muss der Bezirksvorsteher werden“, betont der Spitzenkandidat. „Es wird alles spannend.“