Kostümverkauf: Karneval im Jesus-Christ-Kostüm

Theater räumt seinen Fundus — Käufer stehen Schlange.

Krefeld. Um viertel vor elf reicht die Schlange der Wartenden schon über den halben Theaterplatz. Die Stimmung ist fröhlich, aber auch gespannt. Schließlich liegt der letzte Kostümverkauf des Krefelder Stadttheaters ganze sieben Jahre zurück — die meisten wissen nicht, was sie erwartet.

Paul Kamper hofft, etwas für Karneval zu finden, der Schüler Dominik Rühl und seine Freunde suchen etwas Mittelalterliches für ein Festival. „Vielleicht wird es teurer als in Karnevalsläden, dafür ist die Qualität bestimmt besser“, vermutet der 17-jährige.

Fünf vor 11, die Schlange reicht nun bis zum Seidenweberhaus. Ziemlich weit vorne wartet Andrea Kurzhals zusammen mit Freunden. Die ehemalige Hülser Karnevalsprinzessin sucht etwas Besonderes für die fünfte Jahreszeit. „Karneval ist eine Zeit, in der man kreativ werden kann. Ich hoffe, ich finde hier ein paar Teile, die mir dabei helfen.“

Pünktlich um 11 Uhr werden die Türen geöffnet — die Leute sind nicht mehr zu halten. Im Galopp geht es die Stufen zum Foyer hoch, die ersten Kostümständer werden durchwühlt, vorbei an Kisten mit Handtaschen und Hüten zu den nächsten Kostümen.

Andrea Kurzhals nimmt inzwischen einen Rock und zwei Kleider genauer unter die Lupe. „Tolle Stücke hängen hier“, findet sie. „Allerdings habe ich bisher nur Kleidung, keine richtigen Kostüme, entdeckt.“ Direkt über ihr, auf der Treppe, steht der Theaterfotograf Matthias Stutte und betrachtet das Treiben sichtlich amüsiert. „Keine Prügelei dieses Mal? Da bin ich aber enttäuscht!“, ruft er den Leuten zu.

Insgesamt konnte das Theater mit 22 Kleiderständern mit bis zu 50 Kostümen aufwarten. In jedem befindet sich ein Etikett mit dem Namen des Künstlers, der es getragen hat, und dem Stück, in dem es vorkam. Die Preise liegen zwischen zehn und 75 Euro, Handtaschen gibt es für zwei Euro.

Andrea Kurzhals und ihre Freunde haben schon nach fünf Minuten einiges erbeutet. Jetzt wird die Ware etwas abseits vom Getümmel anprobiert. Und um die Truppe herum fallen schon die Hüllen: Not macht mutig, und wegen völlig überfüllter Umkleidekabinen sind im Foyer schon bald Männer in Unterhosen zu sehen.

Ein Freund von Andrea Kurzhals hat sich in einen Kuhflecken-Frack verliebt, der aber leider zu klein ist. Sie selbst hat mehr Glück: ein Hippiekleid, einen Sterntaler-Rock, eine silberne Tasche, eine Bluse und eine Fellmütze für insgesamt 26 Euro nimmt sie mit nach Hause. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt sie.