Krefelder Reden feiern Premiere im Theater
Viel Applaus für die Reden im Theater.
Krefeld. Zur Premiere der "Krefelder Reden" müssen zusätzlich Stühle in das Glasfoyer des Theaters geschafft werden. Über 100 Interessierte wollen hören, was die gebürtige Afghanin Wieda Scharefi (23) und Lorenzo Bruno, 50 Jahre alter Internist mit römischen Wurzeln, zum Thema Charme zu sagen haben.
Gespannt sind die Zuhörer aber vor allem darauf, wie groß die Resonanz auf das "neue Format" (Intendant Michael Grosse) ist, das vom Theater, dem Stadtmarketing und der Hochschule Niederrhein ausgeklügelt wurde. Marketing-Chef Ulrich Cloos fasst den Grundgedanken zusammen: "Was Menschen wie du und ich einander über unsere Stadt zu sagen haben."
Prof. Peter Schäfer (Hochschule Niederrhein) versucht, vor den beiden Reden den Begriff Charme soziologisch und philosophisch zu ergründen. Es sei unter anderem ein Zauber, individuelle Herzlichkeit, letztlich ein "interkulturelles Esperanto".
Die beiden Hauptakteure des Abends brauchen keine tiefgründigen Erklärungen. Sie verkörpern beide auf ihre Art das Motto des Abends. Die in Kabul geborene Wieda Scharefi verblüfft die Zuhörer: "Ich glaube, ich möchte in keiner anderen Stadt als Krefeld leben." Das stellt sie an den Schluss ihrer Charme-Offensive.
Zuvor schildert die 23-Jährige ihre ganz persönliche Integration in die deutsche Gesellschaft. "Ich hatte nie das Gefühl, ausgegrenzt zu werden. Auf dem schwierigen Weg haben ich und meine Eltern häufig sehr persönliche Hilfsbereitschaft erfahren. Wir wurden hier angenommen." Wieda, die seit 13 Jahren in dieser Stadt lebt, stellt mit einem Lächeln fest: "Den Charme Krefelds machen seine Menschen aus."
Zwischen Eros Ramazotti und Konrad Beikircher pendelt anschließend Lorenzo Bruno. Er absolviert einen wahren Parforceritt durch die Krefelder Geschichte, die natürlich bei den römischen Legionären von Gelduba und dem niederrheinischen Spargel für die römischen Herrscher beginnt. "Rom ist ein Synonym für Charme", erklärt Bruno.
Den Krefelder Charme findet der Arzt auch in den leuchtenden Kinderaugen bei den Martinszügen - "eine Hochburg des Glaubens und der Kultur". Über die Tanzhusaren, den Flachsmarkt, die "British Days" an der Burg Linn jagt Bruno durch weitere Krefelder Höhepunkte, bis er schließlich bei der Vegetation der Stadt landet. "Das Grün macht die Strahlkraft der Stadt aus."
Herzlicher und langer Beifall für die Protagonisten. Der Generalintendant ist mehr als zufrieden. Michael Grosse: "Ein toller Abend. Das macht Mut zum Weitermachen."