Kristina Stanek: Eine Frau mit vielen Klangfarben
Die Krefelder Mezzosopranistin tritt in ihrer Heimatstadt auf.
Krefeld. Auf der Bühne stehen, singen, in Rollen schlüpfen — für Kristina Stanek gibt es nichts Schöneres. „Als Opernsängerin kann man Dinge erleben, die es im realen Leben nicht gibt. Ich kann zum Beispiel eine Verrückte spielen und mit ganz viel Kunstblut dramatisch sterben“, sagt die 26-Jährige mit einem Strahlen im Gesicht. „Das macht man ja in echt eher selten.“ Die junge Frau mit den großen blauen Augen und den langen blonden Haaren hat etwas Mädchenhaftes — der Eindruck verfliegt jedoch schlagartig, wenn sie anfängt zu singen. Der dunkle Klang ihrer Stimme will nicht recht zu ihrem Äußerem passen. Und gerade das macht sie so besonders.
In der kommenden Spielzeit tritt Stanek ihr erstes Engagement in Trier an, ein Anfänger-Festengagement, wie sie es nennt. Momentan singt sie in Wuppertal die Graziella in „Aufstand“, einer Kammeroper von Enver Yalçin Özdiker. Zeitgleich bereitet sie sich auf ihre Rollen in Trier vor.
„Es geht los mit einer großen Sommerproduktion. Im Juli singe ich an zwei Abenden in Losheim am See und auf der Burg Monschau die Evita.“ Doch das ist nur der Anfang — die Mezzosopranistin hat in Trier viele Rollen vor sich: In „Hänsel und Gretel“ singt sie den Hänsel, in „L’heure espagnole“ die Concepción und in „La Traviata“ die Flora.
Ihre Ausbildung an der Robert-Schumann Hochschule für Musik in Düsseldorf begann sie als Mezzosporanistin, doch während ihres Masterstudienganges an der Royal Academy of Music in London sagte ihr ein Lehrer, dass sie eher eine Sopranstimme habe. Seit ihrer Rückkehr studiert sie privat — und singt unter ihrem Lehrer Reinhard Becker wieder Mezzosopran.
Nun muss sie ihr Repertoire erneut umstellen. „Das braucht eine Weile. Das ist vor allem eine Frage der Psyche.“ Denn als Mezzosopranistin kann sie nun eher kleine Jungs oder tragische Frauen singen, meist aber nicht aber die weiblichen Hauptfiguren.
Gesungen hat sie immer schon, als Teenager am liebsten Pop. „Mein Gesangslehrer Peter Meyer hat aber auch geschickt versucht, mir klassische Musik näherzubringen,“ sagt sie. „Wenn ich Mariah Carey singen wollte, hat er zugestimmt und vorgeschlagen, danach noch Abendstern von Schubert zu singen.“
Obwohl die junge Frau seit ihrer Hochzeit im vergangenen Jahr Obermann heißt, tritt sie weiter unter dem Namen Stanek auf. „Damit möchte ich meinen Eltern eine Freude machen. Sie haben mich immer so wunderbar unterstützt. Andere hätten vielleicht gesagt, dass Operngesang eine brotlose Kunst ist — meine Familie stand immer hinter mir.“
Neben dem Operngesang widmet sich Stanek auch gerne dem Liedrepertoire und gab bereits Liederabende in den Niederlanden, in Deutschland und Großbritannien. Samstag und Sonntag singt sie mal wieder in ihrer Heimatstadt. „Von Klassik bis Chanson“ heißt das Programm, bei dem sie vom Pianisten Jori Schulze-Reimpell begleitet wird.
Neben einem klassischen Teil mit Mezzo-Arien hat sie für die zweite Hälfte Texte von Bertolt Brecht ausgewählt, vertont von Kurt Weill, darunter zum Beispiel die Seeräuber-Jenny. Zu Beginn des Abends singt sie Schumanns „Frauenliebe -und leben“, worauf sie sich besonders freut: „Das ist ein tolles Opus über ein komplettes Frauen leben — gleichzeitig altmodisch und sehr aktuell.“