Diskussion Kühe und Nachhaltigkeit: „Billig ist nur scheinbar billig“

Anita Idel diskutiert am Donnerstag mit BUND und VHS-Besuchern über den Wert von Kühen und Nachhaltigkeit.

Foto: A. Bischof

Krefeld. Die Kuh ist kein Klimakiller. Unter dieser Überschrift laden die Volkshochschule und der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) am Donnerstag, 19 Uhr, zu Vortrag und Diskussion ins VHS-Haus am Von-der-Leyen-Platz ein.

Referentin ist Anita Idel. Sie hat bis zu ihrem neunten Lebensjahr in Krefeld gelebt, einige Jahre Berlin erkundet und bis zum Abitur wieder in Krefeld gewohnt. Die Frau ist heute viel unterwegs. Deutschland, die Schweiz, Skandinavien, Indien, Argentinien und Chile hat sie beruflich bereist, und überall ist das Thema der studierten Landwirtschaftsexpertin und Tierärztin das gleiche: Nachhaltigkeit und der schonende Umgang mit Ressourcen. „In Indien habe ich vor etwa 1000 Schülern gesprochen. Das ist mir in Krefeld noch nicht passiert“, sagt sie lächelnd.

Seit vielen Jahren klärt Idel als Referentin, Dozentin, Beraterin von Landwirten und Wissenschaftsjournalistin über industrielle Strukturen der Landwirtschaft und deren Folgen auf. Und sie relativiert eine Überzeugung, die sich auch bei ökologisch Interessierten hält: Der Pups der Kuh, also Methangas, sei zwar ein Klimakiller, aber Lachgas, das bei der Düngung anfalle, zwölfmal gefährlicher als Methan und 300-mal klimaschädlicher als CO2. Außerdem berücksichtige in der Rechnung niemand, wie wertvoll die Kuh auf der Weide für den Erhalt der Graslandschaft sei. Nicht die Kuh sei der Klimakiller, sondern das agroindustrielle System. „Was die vielen Gifte für die Pflanzen, sind die Antibiotika in der Tierhaltung.“

Grundwasser, Erde, Luft und Klima würden geschädigt. Idels Plädoyer für einen ressourcenschonenden Umgang umfasst Landwirtschaft, Tiere und Menschen. Ihr geht es ums Ganze. Nachdem sie sich jahrelang mit der Abwehr des Negativen (beispielsweise Gentechnik) beschäftigt habe, konzentriert sie sich jetzt auf die Potenziale.

Idel stellt eine einfache Frage: Wo kommen die Kleidungsstücke und Lebensmittel her, die ich verwende? „Es kann nicht sein, dass ich beim Discounter für Milch weniger zahle als für Mineralwasser.“ Diese Preiskalkulation gelinge nur, weil die Folgen der Produktion nicht berechnet würden. „Billig ist nur scheinbar billig. Es kommt uns teuer zu stehen.“

Ökologisch arbeitende Landwirte, Umwelt- und Naturverbände und regionale Bündnisse laden Anita Idel zur Diskussion ein, Betriebe suchen ihren Rat. Nicht die Landwirte sieht Idel als Bösewichte, die Pharma-, Chemische Industrie und Einzelhandel hat sie im Visier.

Was also rät die Referentin dem Publikum? „Eine Wertschätzung der Produkte“, sagt Idel. Die habe ihren Preis. Den bezahle der Verbraucher und es müsse Subventionen geben. „Wenn ein Landwirt Wasser, Tiere, Boden und Klima schützt und etwas für die Allgemeinheit tut, muss das honoriert werden.“ Sie ist optimistisch. „Ich bin eine rheinische Frohnatur. Das Leben lässt sich so leichter ertragen.“ Und: „Wir wis´sen heute, dass wir es falsch machen und wie wir es besser machen können.“