Leonhard Bayer sucht das authentische Argentinien
Der Krefelder Leonhard Bayer engagiert sich ab August in einer Suppenküche für Kinder.
Krefeld. Zu Buenos Aires hat Leonhard Bayer ein ambivalentes Verhältnis. "Ich habe es mir dort exotischer, aufregender, irgendwie anders vorgestellt", sagt der 24-Jährige, der dort ein halbes Jahr studiert hat. "Aber die Stadt ist westlicher, als man denkt." Eine Menge Verkehr, gestresste Menschen, viele Ausländer - die Hauptstadt Argentiniens erinnert an Metropolen wie London oder New York.
Doch schon früh merkte der Krefelder: Unter der Oberfläche ist vieles anders. Bereits kurz hinter der Grenze der Millionenstadt findet man das authentische Argentinien. Und genau das möchte Leonhard Bayer entdecken.
Seinen Bachelor in European Studies hat er seit kurzem in der Tasche und jetzt gönnt er sich ein Jahr lang eine Auszeit. "Doch die will ich auf jeden Fall möglichst sinnvoll verbringen", erklärt er. "Ich will mein Spanisch weiter ausbauen und mich dabei ehrenamtlich engagieren." Und so reist er am 9. August mit der gemeinnützigen Organisation Experiment nach Chilecito im Nordwesten des Landes. Dort wird er im Projekt "La Casita del Quirquincho", einer Suppenküche für Kinder, arbeiten. Die wurde vor zwei Jahren von zwei Freiwilligen aus Deutschland gegründet.
"In der Region um Chilecito gibt es viele Familien, die nur sehr wenig Geld haben, obwohl beide Elternteile arbeiten", berichtet Bayer. "Das Projekt bietet den Kindern nach der Schule eine warme Mahlzeit und holt sie von der Straße." Sie spielen zusammen, bekommen Hilfe bei den Hausaufgaben und machen ab und zu einen gemeinsamen Ausflug.
"Ich hoffe, dass ich diesmal Teil des Gemeinschaftslebens werde. Das ist in einer Kleinstadt ja immer einfacher", sagt der Freiwillige lachend. "Und ich finde es toll, dass wir relativ autonom die Betreuung vor Ort organisieren."
Und auch danach soll es mit der Entdeckung der großen weiten Welt nicht vorbei sein. Bayer hat Blut geleckt: Seinen Master in Intelligence and International Security macht er in London. Dabei wird er sich vor allem mit der Rolle der Geheimdienste in der Politik beschäftigen, "denn das ist schon immer meine Leidenschaft gewesen". Und danach? "Am liebsten würde ich natürlich fürs Auswärtige Amt arbeiten."