Lernen über den Job hinaus
In der Uerdinger Werkstatt arbeiten seit 25 Jahren behinderte Menschen. am Samstag wird das Jubiläum gefeiert.
Krefeld. Teamwork, Kommunikation, Verständnis: In großen Buchstaben sind die bedeutungsvollen Worte auf ein weißes Stofflaken geschrieben, das im Büro der Eingliederungswerkstatt hängt. Denn hier in den 800 Quadratmeter großen Hallen werden nicht nur Fahrräder repariert, Industriefilter und Werkzeugtaschen genäht. Weit darüber hinaus wird hier vermittelt, worauf es sonst noch ankommt im Leben. Und das seit 25 Jahren.
Morgen findet hier von 9 bis 18 Uhr die Jubiläumsfeier statt, Besucher und mögliche Bewerber können Fahrräder kaufen, Kuchen essen oder einfach sehen, was hier entsteht. „Die Jungs lernen hier ja auch, wie man sich richtig verhält, dass man nicht die ganze Zeit nur quatscht oder dass man sauber zur Arbeit kommt“, sagt Peter Erkelenz, der seit neun Jahren die Werkstatt leitet. Oftmals stammten die jungen Menschen aus sozial schwachen Familien und da fehle manchmal auch Wissen um ganz banale Dinge.
16 Mitarbeiter zählt die Werkstatt an der Kathreinerstraße 2 in Uerdingen. Vier Plätze sind noch frei. Auch für Frauen, die hier meistens in der Änderungsschneiderei arbeiten. Sobald sie die Schulpflicht hinter sich gebracht haben, können Interessierte hier ein sechswöchiges Praktikum absolvieren, um zu sehen, ob ein Arbeitsverhältnis machbar ist. Ist das der Fall, gibt es einen Zwei-Jahres-Vertrag. „Eine gewisse Arbeitsleistung muss schon gegeben sein, denn schließlich ist es das Ziel, ihnen im Anschluss einen Job zu vermitteln“, sagt Helmut Meyendriesch, Geschäftsführer der Eingliederungswerkstatt.
Leider seien nicht viele Firmen bereit, behinderten Menschen eine Chance zu geben. Der Irrglaube, sie wären nicht kündbar, würde viele Chefs verunsichern, erzählt Meyendriesch. „Die Mitarbeiter hier sind leicht körper- oder lernbehindert. Aber mit den Händen sind alle super. Es sind auch nicht alle behindert im gesetzlichen Sinne, sie werden normal eingestellt und können normal gekündigt werden“, sagt Werkstattleiter Erkelenz. Die meisten seien zuverlässig und mit Spaß bei der Sache. Das sei allerdings auch Voraussetzung, denn zu etwas zwingen wolle man hier niemanden. „Es ist eher so“, sagt Erkelenz, „dass wir die Jungs väterlich auf den Weg bringen möchten, das haben wir hier wohl alle in uns.“