Lloyd 300 - Junge Romantik im Plastikbomber
Ein Lloyd 300 war Rolf Odendahls erstes Auto. Mit ihm lernte er seine große Liebe kennen.
Krefeld. Ohne das erste Auto von Rolf Odendahl wäre er heute vielleicht nicht 60 Jahre mit seiner Frau Brigitte zusammen. Sein Lloyd 300 brachte ihn an den Ort, an dem sie sich kennenlernten und danach an vielen Abenden zu Brigitte nach Hause.
„Wenn ich an mein erstes Auto denke, dann denke ich vor allem an das Kennenlernen meiner Frau“, sagt der 89-jährige Rolf Odendahl. Den Llyod, den er später liebevoll „Peterchen“ nannte, kaufte er jedoch, bevor er sich in Brigitte verliebte. Damals war er selbständiger Handelsvertreter.
Über seine Firma bestellte er sich den beigefarbenen Lloyd 300. „Den nannte damals jeder Plastikbomber. Innen war nämlich alles aus Kunststoff“, erinnert er sich. Außerdem gab es vorne noch eine kleine Blumenvase, Knüppelschaltung und Scheiben, die bei Regen nicht dicht waren.
Aber Odendahl reichte der Wagen vollkommen. Damit war er vor allem in seiner Handballmannschaft der Star. Eigentlich war das Auto für vier Personen ausgelegt — um zu Wettkämpfen zu kommen, quetschen sich in Odendahls Lloyd aber auch schon einmal bis zu sechs Handballer.
„Der Wagen war sehr leicht, daher wurde damit immer Blödsinn gemacht“, sagt der 89-Jährige und schmunzelt. Einmal habe seine Mannschaft den Lloyd einfach hochgehoben und aus Spaß auf mehrere Tische gestellt. 1951, mit 29 Jahren, lernte Rolf Odendahl dann seine Frau kennen. Zu der Zeit war die heute 83-Jährige Krankenschwester in der Kinderklinik am Hülser Berg.
Das erste Mal gesehen haben sich die beiden jedoch am Silbersee. Zwischen ihnen hat es sofort gefunkt. Ganz Gentleman wollte Odendahl Brigitte mit „Peterchen“ nach Hause fahren, sie war jedoch mit dem Rad gekommen.
„Da ist sie auf dem Fahrrad vorgefahren und ich habe ihr mit dem Lloyd von hinten den Weg geleuchtet“, erzählt er. „Ohne das Auto wäre unsere Beziehung gar nicht möglich gewesen, denn dann wäre Rolf gar nicht zu mir auf den Hülser Berg gekommen“, ergänzt seine Frau.
Sie erinnert sich noch genau an eine ganz besondere Fahrt. Es war 1955 und sie und ihr Mann hatten gerade geheiratet. Das komplette Auto war voller Hochzeitsgeschenke. Plötzlich wurde das frisch vermählte Paar von einem Polizisten rausgewunken.
Er beschwerte sich darüber, dass man nach hinten — vor lauter Geschenken — keine Sicht mehr habe. „Als wir ihm erzählten, dass wir gerade geheiratet haben, hat er beide Augen zugedrückt und uns fahrenlassen“, sagt Brigtitte Odendahl.
Mit dem Lloyd ging es zu ihren Eltern nach Helmstedt, nach Frankfurt und zu Ausflügen in die nähere Umgebung. „Maximal schaffte der Wagen 60 Stundenkilometer. Ging es einen Hügel rauf, bildeten sich hinter mir immer lange Schlangen“, erinnert sich Rolf.
Eines Morgens machte er sich in seiner Wohnung gerade für ein Handballspiel fertig. Als er aus dem Fenster auf die Straße blickte, sah er plötzlich sein „Peterchen“ vorbeifahren. „Es wurde gerade geklaut. Ich habe sofort die Polizei gerufen“, so Odendahl. Glücklicherweise konnte die den Dieb kurze Zeit später in Uerdingen stellen.
Nach rund zehn Jahren verkaufte er den Wagen schließlich für 50 DM an einen Mechaniker von Lloyd. Sein nächster Wagen wurde ein VW. „Für uns als junges Paar war der Lloyd damals aber perfekt. Das war so eine schöne Zeit“, sagt Odendahl.