Mein erstes Auto: Das Gefühl totaler Freiheit
Hans Gruberts erstes Auto war ein Mercedes 180 D. Noch heute kann er den Diesel riechen.
Krefeld. Wenn Hans Grubert an sein erstes Auto denkt, erinnert er sich an den Geruch von Diesel, an seine Dienstzeit beim Bundesgrenzschutz in der Lüneburger Heide, wöchentliche Fahrten nach Holland zum Tanken und unzählige selbst ausgeführte Reparaturen. Für 1200 D-Mark kaufte er 1967 einen zehn Jahre alten Mercedes 180 D — und die „totale Freiheit“.
„Jahrelang war ich mit meinen Eltern im Auto unterwegs gewesen, jetzt hatte ich ein eigenes“, erinnert sich Grubert. „Mein Vater fuhr einen Fiat — ich einen Mercedes. Ich war sehr stolz.“
Alles begann mit dem Führerschein. Den machte er heimlich mit 18 Jahren, denn seine Eltern hielten nicht viel davon. Bezahlen konnte er ihn mit seinem Ausbildungsgehalt als Maurerlehrling.
Kurze Zeit später entschied sich Grubert, anstelle der Bundeswehr den besser bezahlten Dienst beim Bundesgrenzschutz anzutreten. Wenn freitags der Dienst zu Ende war, stieg er in den Zug und fuhr übers Wochenende nach Krefeld. „Das dauerte ewig“, erzählt Grubert. Nach einem Jahr reichte es dem jungen Mann. Ihm wurde klar, dass es ohne Auto nicht mehr geht.
An einer Tankstelle in Forstwald wurde er fündig. „Da stand der Mercedes — ein Diesel. Er war eigentlich viel zu teuer für mich, aber ich durfte ihn in kleinen Raten abstottern.“ Von da an schaffte der heutige Bauingenieur die 400 Kilometer von der Lüneburger Heide bis Krefeld in fünf bis sechs Stunden.
Neu kostete der Wagen damals rund 11 000 DM. Höchstgeschwindigkeit des zehn Jahre alten Mercedes: 110 km/h. Das Geld für die Spritkosten beschaffte Grubert sich, indem er Kameraden mitnahm. „20 Mark hin und zurück — damit hatte ich meine Kosten wieder raus.“
Um die Ausgaben weiter zu senken, fuhr der Krefelder jedes Wochenende zweimal in die Niederlande. Dort gab es Diesel für rund 12 Pfennig pro Liter. „Teilweise habe ich den Diesel über einen Schlauch mit dem Mund angesaugt und in Kanister umgefüllt“, erzählt Grubert.
„Einmal habe ich aus Versehen Diesel verschluckt und musste einige Tage ins Krankenrevier.“ Zur Not fuhr sein Schätzchen auch mit Heizöl, weshalb es oft scherzhaft „Heizöl-Maserati“ genannt wurde.
Liegengeblieben sei er mit dem Mercedes nie. Der Kraftstoff sei zwar im Winter öfter eingefroren, aber sonst sei nie was Schlimmeres passiert. „Ich musste allerdings jede Woche irgendwas reparieren. Aber damals konnte man ja meistens mit einem Blick unter die Motorhaube das Problem gleich erkennen.“
Für ihn waren die zwei Jahre mit seinem Mercedes eine unvergessliche Zeit: „Das Auto bedeutete Freiheit“, sagt er mit etwas Wehmut. Heute fährt der 64-Jährige einen Volvo. Die unbeschwerte Zeit mit seinem ersten Auto wird er nie vergessen.