Meister-Rekord der Preußen

Die Krefelder holen ohne Verlustpunkt den Titel und schreiben Eishockey-Geschichte.

Krefeld. Wenn in diesen Wochen der EHC Krefeld „Die Preussen“ als Neuling in der Oberliga West startet, dann erinnern sich ältere sportinteressierte Krefelder auch an die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.

In der Spielzeit 1950/51 stellte der KTSV Preußen Krefeld nicht nur den Deutschen Eishockey-Meister, es schrieb auch Eishockey-Geschichte. Bis heute gelang es nur Preußen Krefeld, Titelträger ohne Verlustpunkt mit 16:0 Punkten und 60:22 Toren zu werden.

Und noch eine Besonderheit stellte das Team auf: Es spielte ohne Trainer mit zwölf Akteuren. Zur Meisterschaft gab es Blumen und einen geheimgehaltenen Geldbetrag für jeden Spieler. Walter Kremershof erinnerte sich später: „Es reichte für einen feucht-fröhlichen Meister-Abend. Und den haben wir genossen.“

Dabei war dieses über mehrere Jahre sehr erfolgreiche Preußen-Team eine „Idee“ von Eissport-Gründer Willi Münstermann. Der hatte Ende der 40er Jahre ein Überangebot an Spielern.

Die kanadischen „Eishockey-Entwicklungshelfer (German Canadiens) hatten in Krefeld gute Vorarbeit geleistet. Willi Münstermann wollte seine Cracks in je ein Team mit jungen, ehrgeizigen und ein weiteres mit routinierten, ältere Akteure trennen. Seinem Sportsfreund Josef Koerver, Vorsitzender des KTSV Preußen Krefeld, schenkte er 1948 eine komplette Mannschaft.

Dieses Team mauserte sich nach Anfangs-Schwierigkeiten schon 48/49, schaffte zwei Jahre in Folge hinter Riessersee und Füssen jeweils die Vizemeisterschaft und gab dann 1950/51 den bis dahin souveränen Süddeutschen das Nachsehen. Die „Eishockey-Oldies“, wie sie liebevoll genannt wurden, hatten im Meisterjahr nur einen Youngster im Team, doch der war der beste Akteur.

Mit dem 21-jährigen Schweden Lulle Gösta Johannssen, nur „Lille-Lulle“ genannt, hatten die Preußen über die Verbindungen von Münstermann den für deutsche Verhältnisse „jungen Wunderspieler“ von Djugarden Stockholm nach Krefeld geholt. Der wurde im Kreis der „Eishockey-Senioren“ zum Matchwinner, spielte selbst die süddeutschen Nationalspieler schwindelig.

Am 2. März 1951 sah das entscheidende Spiel gegen den EV Füssen vor 8000 begeisterten Zuschauern im Krefelder Eisstadion den Gast bis zur 40. Minute mit 2:0 in Führung. Die Eltern von Gösta Johannsson waren extra für die Meisterfeier aus Schweden angereist. Sollte alles umsonst gewesen sein?

Otto Brandenburg und Walter Kremershof schafften doch noch das 2:2. Routinier Erich Konecki war es kurz vor Spielende vorbehalten, den 3:2-Siegtreffer zum Titelgewinn mit einem Alleingang zu erzielen. Bürgermeister Dembach und Stadtdirektor Dr. Heun gratulierten, bei den Preußen wurde es eine lange Nacht. „Wir sind verdient Meister geworden“, erinnerte sich Erich Konecki und krönte damit eine kurze, aber sehr erfolgreiche Preußen-Zeit.

Nach dem Meistertitel 1951 waren die Preußen auch für die Spielzeit 1951/52 Ligafavorit. Erich Konecki war zum KEV gewechselt, der Rest trug weiter dass rot-weiße Preußen-Trikot. Nach Auftakt-Erfolgen wurde das Preußen-Team in Garmisch gegen den SC Riessersee so erbarmungslos zusammengeschlagen, dass sechs der besten Spieler mit erheblichen Verletzungen ins Garmischer Krankenhaus mussten und lange ausfielen.

Von diesem Schock erholten sich die Preußen nicht mehr, wurden 1952, als der KEV Deutscher Meister nach einem 6:3-Sieg in Mannheim über den SC Riessersee wurde, nur Fünfter. In den folgenden Jahren blieben die Duelle zwischen Preußen Krefeld und dem KEV immer die zuschauerträchtigen Saison-Highlights. Die besseren Tabellen-Positionen blieben in Folge dann meist den Schwarz-Gelben überlassen.