„Wir haben Margot Käßmann eingeladen, weil sie eine dezidierte Stimme in der lutherischen Kirche ist, die sich für Gewaltfreiheit einsetzt. In Friedensfragen sind wir nah beieinander“, erläutert der Vize-Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland.

Zu dem Vortrag der ehemaligen Bischöfin kamen Freitag etwa 900 Zuhörer ins Seidenweberhaus. „Reformation und Toleranz — eine Lerngeschichte“ lautete ihr Thema.

Käßmann weist unter anderem darauf hin, dass im Jahr 2010 der Lutherische Weltbund die Mennoniten um Vergebung für eine schuldbeladene Vergangenheit bittet.

Reformation und Toleranz — das war vor 500 Jahren kein harmonisches Begriffspaar. Die Kritik der Reformatoren, allen voran Martin Luthers, galt nicht nur der katholischen Kirche, sondern auch denjenigen, die sich in ihren reformatorischen Ansichten — wie zum Beispiel die Mennoniten — nicht denjenigen der Lutheraner anschießen wollten. Sie wurden bekämpft und auch umgebracht. Gegen sie sollte man, so Luther, „ein rechtmäßiges Schwert führen“.

Die „Lerngeschichte“ der Toleranz füllt nach den Ausführungen von Käßmann nicht nur das vergangene halbe Jahrtausend, sie ist bis heute nicht abgeschlossen.

„Toleranz meint nicht Gleichgültigkeit“, sagt sie. Es gelte, Interesse am Gegenüber zu zeigen sowie Differenzen auszuhalten. Toleranz sei nicht mit Grenzenlosigkeit gleichzusetzen. Die Rechte und die Würde des Anderen seien zu respektieren.

Das Thema Toleranz ist für die Mennoniten eng mit ihrer Geschichte verbunden. „Wir haben immer wieder Toleranz in Glaubensfragen eingefordert und waren darauf angewiesen, dass sie gewährt wird“, sagt Enns, „damit konnten wir Mennoniten uns so entfalten wie zum Beispiel hier in Krefeld.“ Laut Enns gibt es beim Gemeindetag auch den „Gedankenaustausch darüber, wie die Mennoniten heute Toleranz gegenüber Andersglaubenden, Benachteiligten und Flüchtlingen leben“.

Der Vortrag von Käßmann wird bald im Netz erscheinen: www.mennoniten-kr.de