Mit der Isetta durch Europa

Anita und Herbert Cremer haben mit ihrem ersten Auto die Welt erkundet.

Krefeld. Die Isetta 300 von Anita und Herbert Cremer hat viel von der Welt gesehen. Sicher brachte sie das junge Paar an die Cote d’Azur, nach Italien oder Holland und zum Skifahren ins Sauerland. Kreuz und quer ging es mit ihr durch ganz Europa. Ob Winter- oder Sommerurlaub, die „Knutschkugel“ war mit dabei. Anita und Herbert sind noch heute ein Paar — die Isetta musste jedoch einem Fiat weichen.

„Das Auto hat nur Freude gemacht. Damals war ich stolz wie Oskar auf meinen schicken Wagen“, erzählt der heute 75-jährige Herbert Cremer. Mit 19 Jahren kaufte er den BMW für rund 3500 DM. Um die Summe aufzubringen, musste er fleißig sparen.

Jeder Pfennig seines Gehalts als technisch-kaumännischer Angestellter eines Autohauses floss in seinen Traum vom eigenen Wagen. „Die letzten 500 Mark hat mir dann mein Vater geliehen“, erinnert sich der Krefelder. Und dann war er stolzer Besitzer einer BMW-Isetta, 13 PS, roter Lack. „Da war eine Heizung drin, es war trocken und wir konnten damit fahren wann und wohin wir wollten“, sagt er.

Herbert und seine heutige Frau Anita waren damals schon ein Paar. Kennengelernt hatten sie sich in einer Tanzschule. Seitdem waren sie unzertrennlich.

Mein erstes Auto

„An die Linksschaltung und das Zwischengas der Isetta musste ich mich erst gewöhnen“, erinnert sich seine 73-jährige Frau. Gemeinsam ging es mit dem Wagen oft zum Campen. Um die gesamte Ausrüstung samt Zelt und Tisch mitzubekommen, wurde kurzerhand ein großer Koffer oben auf den Gepäckträger geschnallt. Ein Dachträger transportierte die Skier für den Winterurlaub, und Schneeketten sorgten für eine halbwegs sichere Fahrt auf glatten Straßen. „Mit dem Ei sind wir überall aufgefallen. Viele waren erstaunt, was alles in das Auto rein gepasst hat“, erzählt Anita Cremer.

Herbert erinnert sich noch an eine besondere Urlaubsrückfahrt. Die beiden waren in Oberitalien und fuhren durch die Berge. Plötzlich merkte das Paar, dass es nur noch auf Reserve fuhr. „Der Tank war so gut wie leer und keine Tankstelle weit und breit“, erzählt Herbert Cremer. Da sei ihm das Herz schon ein bisschen in die Hose gerutscht. Glücklicherweise erinnerte er sich daran, ein Motorrad samt Fahrer am Straßenrand gesehen zu haben. Mit einer Limo-Flasche bewaffnet ging er auf den Kradfahrer zu und bat darum, etwas Benzin abzapfen zu dürfen. „Wir sind dann auf dem letzten Tropfen zur nächsten Tankstelle gefahren“, erzählt Herbert lachend.

Rund fünf Jahre fuhr die Isetta ohne größere Reparaturen. Dann wollten Cremers eine Anhängerkupplung für ein Boot an den Wagen bauen. In Eigenregie ließen sie eine solche Kupplung in einer Werkstatt anfertigen. „Erst fand BMW das gut, dann haben sie aber gesagt, dass das so nicht gehe“, sagt Herbert Cremer. Erbekam keine Betriebsgenehmigung von BMW. Daraufhin musste die Isetta Platz für ein anderes Auto machen. Sie wurde für einen Fiat in Zahlung gegeben.

„Die Isetta war weg, meine Frau habe ich heute noch“, sagt Herbert Cremer und lächelt seine Liebste an. An die vielen Urlaube, Erlebnisse und die gemeinsame Zeit mit ihrem ersten Auto denkt das Ehepaar noch heute sehr gerne zurück.