Molch & Co. gehen auf Wanderschaft

Die Amphibien erwachen aus der Winterstarre und sind auf der Suche nach Gewässern. Naturschützer stellen Schutzzäune auf und sind auf die Hilfe von Zivis angewiesen.

Krefeld. Wenn die Temperaturen längere Zeit auf fünf bis sechs Grad steigen und der Regen wärmer wird, geht es los. Dann starten Erdkröte, Kammmolch und andere Amphibien zu ihrer alljährlichen Wanderung an die Laichgewässer, dann gibt es Bewegung vor allem im Hülser und Latumer Bruch.

Die Mitarbeiter des Fachbereichs Grünflächen errichten derzeit Fangzäune und stellen Absperrgitter an den Straßen parat, um die Land-Wasser-Tiere vor Autoreifen zu schützen. Noch helfen ihnen hauptsächlich Zivis und einige Ehrenamtler bei der Arbeit. Wer diese Tätigkeiten in Zukunft leisten soll, ist den Verantwortlichen ein Rätsel.

Grund für die Sorge ist: Das zuständige Bundesamt hat das Aus für den Zivildienst besiegelt. Heino Thies, Leiter der Unteren Landschaftsbehörde: „Ohne die Zivis können wir die Arbeit nicht leisten. Jetzt hoffen wir, dass sich junge Leute für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr melden. Dabei können sie sich für die Umwelt engagieren. Ihnen werden Grundkenntnisse im Natur- und Umweltschutz sowie in ökologischen Berufsbildern vermittelt.“ Dieser Artenschutz sei weniger kosten- als vielmehr personalintensiv.

Wäre es überall so wie an den Straßen In der Elt und Langen Dyk, dann wäre die Arbeit leicht, die Entwicklung der Arten von größtmöglichem Erfolg gekrönt. „Hier haben nur Anlieger oder Forst- und Landwirte Schlüssel für Pfosten, die die Wege ganzjährig sperren“, berichtet Biologin Andrea Funke, die sich auf Amphibienschutz spezialisiert hat. Doch das ist für andere Straßen wenig realistisch.

So werden derzeit Fangzäune und Eimerfallen am Talring installiert. Funke: „Die Tiere laufen am Zaun entlang und fallen dann in die Eimer, die ab Dämmerungsbeginn etwa acht Wochen lang morgens und abends von Helfern über die Straße getragen werden.“ Die Erdkröten-Population hat in diesem Gebiet drastisch abgenommen. Thies ergänzt: „Hierfür sind Zement-Schlämme aus der Vergangenheit verantwortlich. Das Wasser wurde zu basisch und verursacht bei den Kröten Pilzkrankheiten, wie sie in der Natur nicht vorkommen.“ Die Molche seien davon nicht so sehr betroffen.

„Hier findet ein Monitoring statt, um Erkenntnisse über die Amphibien zu gewinnen. Schließlich kommen sechs Arten vor. In diesem Gebiet wird auch den Rufen der Wasserfrösche gelauscht, um auf ihre Anzahl zu schließen. Das kann aber nur recht grob, geschehen“, sagt Heino Thies.

Trotz aller Vorkehrungsmaßnahmen ist das Gebiet nicht unproblematisch, denn erwachsene Tiere wandern bei ihrem Laichdruck nicht nur zu den Gewässern, sondern im Herbst auch zurück. Ebenso wie die Weibchen, die ihren Laich abgelegt haben, und geschlüpfte Jungtiere, die im Sommer Richtung Winterquartier zurückwandern. „Dann wird nicht abgesperrt“, sagen die Fachleute. „Es herrscht zu dieser Zeit aber auch nicht das Massenphänomen wie im Frühjahr.“

Zudem wird das Hülser Bruch von drei stark befahrenen Verkehrstraßen durchzogen: Steeger Dyk, Boomdyk und Lookdyk. Um hier zu helfen, wurden rund 30 neue Tümpel fern der Straßen angelegt; rund 50 „Ersatzlebensräume“ sind es im Stadtgebiet.

Weit weniger verkehrsbelastet ist das Latumer Bruch, zu dem Bereiche wie der Greiffenhorstpark und der Linner Stadtgraben gehören. Andrea Funke: „Im Greiffenhorstpark gingen die Kammmolche in den vergangenen zehn Jahren von rund 5000 Tieren auf einige hundert zurück. Arbeiten für die Euroga, Fische wie Giebel und Flussbarsch und die Tatsache, dass die Gewässer nicht mehr trocken fallen, sind dafür verantwortlich.“ Schön sei es dagegen, dass sich der Kammmolch-Nachwuchs im Stadtgraben neuerdings prächtig entwickele.