Krefelder Feuerwehr Neuer Chef mit viel Erfahrung
Der 57-jährige Dietmar Meißner ist Branddirektor der Krefelder Feuerwehr. Auf ihn warten viele Baustellen.
Krefeld. Josef Dohmen wird in die Geschichte der Krefelder Feuerwehr eingehen als derjenige, der mit am längsten deren Chef war. Bei Dietmar Meißner ist es genau anders herum: Er hat im vergangenen Monat mit 57 Jahren die Nachfolge angetreten, womit bereits in drei Jahren seine Pensionierung ansteht. „Dafür werde ich wohl derjenige sein, der die längste Zeit Stellvertreter war“, sagt Meißner und lacht.
In der bevorstehenden, kurzen Zeit wird ihm allerdings eine historische Aufgabe zuteil: Der Umzug in die neue Hauptfeuer- und Rettungswache. „Wir stehen vor einer völlig neuen Dimension, von der wir lange geträumt haben.“
Dabei ist es kein Luxus, sondern schlichte Notwendigkeit, dass sich die Krefelder Feuerwehr vergrößert — aber auch keine leichte Aufgabe, den Umzug zu bewältigen. Auf einen Schlag geht das nicht, weiß Meißner. „Die Leitstelle ist das empfindlichste Projekt. Sie wird schon vorher in Betrieb genommen und muss sicherlich einige Zeit parallel betrieben werden“, sagt der Branddirektor.
Bei all den Nachteilen, die die über 100 Jahre alte Wache an der Florastraße hat — einen Vorteil hat sie doch, den Meißner hofft, an die Neue Ritterstraße übertragen zu können: die persönliche Nähe der Mitarbeiter. „Wir sind hier sehr dicht aufeinander“, sagt er. Es werde die Herausforderung sein, dies auch künftig in der weitläufigen Wache zu bewahren. Denn wenn er etwas zu schätzen weiß, dann sind das seine Mitarbeiter und der Zusammenhalt der Feuerwehr. „Das muss uns auch dort gelingen.“
Freuen kann er sich darüber, dass es künftig eine eigene Atemschutzübungsstrecke und Möglichkeiten für realisitische Übungen geben wird. Was andernorts gang und gäbe ist, war den Krefelder Wehrleuten bislang vorenthalten. Zufrieden erklärt Meißner, dass hier auch die ehrenamtlichen Einheiten regelmäßig werden üben und ausbilden können. Das Miteinander bezeichnet der Feuerwehrchef als hervorragend. Verzichten kann man hingegen auf manches, was man bislang brauchte, um das alte Gebäude an der Florastraße in Schuss zu halten — eine Schreinerei zum Beispiel.
In der jetzigen Wache hat Meißner den Umzug aus seinem alten ins neue Büro noch gar nicht geschafft. „Zu viel zu tun“, sagt er. Seit 1982 ist er bei der Krefelder Berufsfeuerwehr. Sein Ziel war eigentlich mal ein anderes: Der gelernte Maurer — in Wanne-Eickel geboren und in Gelsenkirchen aufgewachsen — studierte in Münster, um Bauingenieur zu werden.
Als er zum Studienende die Stellenanzeigen der Berufsfeuerwehren Bonn und Krefeld las, hat er sich bei beiden beworben. Krefeld, wo konkret ein Bauingenieur gesucht wurde, wollte Meißner schneller haben — so begann er hier im Mai 1982 seinen Dienst. Er war im Vorbeugenden Brandschutz tätig, aber auch als Wachabteilungsführer und später Einsatzleiter. 1993 wechselte Meißner in die höhere Beamtenlaufbahn und wurde stellvertretender Feuerwehrchef. „All das habe ich nie bereut“, sagt der 57-Jährige.
In den ersten Jahren an der Spitze der Feuerwehr gelang es ihm mit Dohmen zunächst nicht, mit anderen Feuerwehren technisch auf Augenhöhe zu sein. Das änderte sich erst, als 2001 das Tankschiff Stolt Rotterdam am Bayer-Anleger havarierte — und die Krefelder Feuerwehr überfordert war. „Wir mussten alles von außerhalb anfordern“, sagt Meißner rückblickend. Fortan wurde auch bei der Stadt gesehen, dass mehr in die Feuerwehr investiert werden muss.
„Heute sind wir technisch sehr gut ausgestattet“, zollt der Branddirektor seinem Vorgänger Respekt. Dass auch die unhaltbaren baulichen Zustände bald der Vergangenheit angehören werden, das ist an der Neuen Ritterstraße bereits gut zu beobachten.
Eine weitere Baustelle anderer Art tut sich allerdings noch auf: Gesetzliche Änderungen sehen künftig auf Rettungswagen Notfallsanitäter vor, Rettungsassistenten werden nicht mehr ausgebildet. Das neue Berufsbild erfordert eine dreijährige Ausbildung in Vollzeit, die auch nicht mehr im Wege einer Stufenausbildung möglich ist, also etwa durch eine Weiterqualifizierung von Rettungsassistenten.
Die Überlegungen, wie man in Krefeld damit umgeht, sind noch am Anfang. „Unser Ziel ist es aber, dass die Feuerwehr weiterhin im Rettungsdienst tätig ist“, sagt Meißner. So manches Konzept baut darauf auf, dass die medizinische Kenntnis der Berufsfeuerwehrleute benötigt wird. Berufsanfänger erst zu Brandmeister auszubilden und sie dann drei Jahre weg vom Feuerwehrthema zu Notfallsanitätern ausbilden zu lassen — das passt für Meißner nicht. Er zeigt sich aber optimistisch, eine Lösung zu finden.