Familienpatenschaft Junge Mutter meistert Alltag mit Kind
Der Sozialdienst katholischer Frauen sucht weitere Ehrenamtliche, die Familien im Alltag unterstützen wollen.
Krefeld. Im Alltag fehlt jungen Familien manchmal eine helfende Hand. Jemand, der stundenweise die Kinder übernimmt, wertvolle Tipps im Haushalt, in Familien- oder Finanzfragen gibt, ein offenes Ohr und vor allem Zeit hat. Monika Hamacher hat beides. „Ich lebe mit meiner Familie in stabilen sozialen Verhältnissen — uns geht es gut“, sagt die gelernte Krankenschwester. Sie ist dankbar dafür. „Ich möchte anderen Menschen etwas davon abgeben und bin deshalb Familienpatin geworden.“ Für die 24-jährige Sabrina ist das ein Glücksfall.
Ihren vollständigen Namen möchte die junge alleinerziehende Mutter nicht in der Zeitung lesen. Sie hat schwierige Zeiten durchlebt, keine Familie, nicht den Vater ihres inzwischen vierjährigen Sohnes oder Freunde an ihrer Seite gehabt. In ihrer ersten Wohnung hat sie mehr gehaust als gelebt, allein war sie mit ihrem Leben und mit ihrem Baby überfordert. „Das Jugendamt hat mir damals den Tipp gegeben, mal ins Café Juwel zu gehen“, erinnert sich Sabrina.
Das Café ist wichtiger Bestandteil des Projektes „Guter Start ins Leben“, das der Sozialdienst katholischer Frauen und der katholische Erziehungsberatungsdienst für Lebens-, Ehe- und Erziehungsfragen gemeinsam seit 2012 anbieten. Hier bekommen junge Frauen und Familien von zwei Fachkräften Unterstützung bei ihrer neuen Aufgabe als Eltern.
Auch Monika Hamacher hatte sich vor mehr als zwei Jahren an den SkF gewandt. „Ich suchte ein soziales Engagement, wollte mit Menschen am liebsten sogar mit Kindern arbeiten, aber nicht ohne Hintergrund.“ Die vom SkF angebotenen Familienpatenschaften waren genau das Richtige für sie.
Als sie vor zwei Jahren erstmals mit Sabrina telefonierte, hatten beide direkt ein gutes Gefühl. „Die Chemie muss stimmen, die Menschen müssen zueinander passen“, sagt Gudrun Timp-Reichenberg, die die ehrenamtlichen Familienpaten beim SkF begleitet. Bei einem persönlichen Gespräch lernten sich die Beiden besser kennen — und entschieden: „Wir probieren es aus.“
„Es klappt prima“, sagt Sabrina zwei Jahre später. „Sie ist aufgeblüht, hat soviel seither geschafft“, sagt Monika Hamacher. Und Gudrun Timp-Reichenberg ergänzt: „Sabrina ist ein Senkrechtstarter.“ Sehr viele Baustellen in ihrem Leben habe es zu Beginn der Patenschaft gegeben. Monika Hamacher hat mit ihr die Dinge sortiert, sie als erstes ermutigt, ihren Hauptschulabschluss nachzuholen und ihr geholfen, Zuschüsse dafür zu beantragen.
Luft und Zeit zum Lernen, aber auch mal für sich allein hat die junge Frau, weil ihre Patin zunächst nur an jedem Donnerstag, inzwischen aber auch hin und wieder an anderen Tagen oder zum Wochenende den kleinen Sohn für ein paar Stunden zu sich nimmt.
„Er freut sich inzwischen sehr, wenn sie ihn vom Kindergarten abholt, er mit zu Mona kann und sie miteinander spielen“, erzählt Sabrina mit einem Lächeln. Längst ist Monika Hamacher auch offiziell seine Patentante — mit Zustimmung ihrer eigenen Familie — und Sabrina sagt zaghaft, aber liebevoll Mama zu ihr.
Mit ihrer Hilfe hat sie heute ein schönes eigenes, kleines Zuhause und eine Perspektive. Nach dem Schulabschluss im Sommer möchte sie eine Ausbildung zur Bäckerei-Fachverkäuferin beginnen. Ein erstes Probearbeiten bei einer Bäckerei-Kette hat sie auf Vermittlung von Monika Hamacher absolviert. „Die sind begeistert von Sabrina und wollen sie haben“, freut sich die 49-Jährige sichtlich stolz. Sie steht zu dem, was sie macht.
„Ich wünsche mir sehr, dass sich noch weitere Paten finden“, wirbt Monika Hamacher für diese Art der ehrenamtlichen Hilfe. „Ganz gleich, wie viel Zeit jemand mitbringt“, ergänzt Gudrun Timp-Reichenberg. Einmal in der Woche Kindern vorlesen, mit ihnen spielen, sei mehr als sie in der heutigen Zeit ohne Großfamilie oftmals hätten.
„Die Patenschaft gibt einem selbst auch sehr viel“, sagt Monika Hamacher. Sie freue sich darüber, dass Sabrina jetzt den Kreis ihrer Ursprungsfamilie durchbrochen habe und mit ihrem kleinen Sohn einen neuen, Weg gehen könne.