WZ-Serie: Das sind unsere Leserreporter Die Kamera als drittes Auge
WZ-Leserreporter Jochen Brocke fotografiert am liebsten die Natur und Tiere im Garten oder beim Spaziergang.
Krefeld. Die Kamera ist für Jochen Brocke das dritte Auge. Seit sechs Jahren schickt der Königshofer regelmäßig seine schönen Naturaufnahmen an die Stadtteil-Zeitung der WZ. Darauf ist der seltene C-Falter oder die Paarung zweier Libellen zu sehen. Aber auch den essbaren Riesenschirmling auf einem Feld-Spaziergang auf Duisburger Seite des Rheins hat er als Leserreporter sofort abgelichtet. „Er hat den richtigen Blick für besondere Motive entwickelt“, sagt seine Frau Rita nicht ohne Stolz.
Schon beim Frühstück hat der 67-Jährige seine kompakte Kamera griffbereit. Der Esstisch steht längst der großen bis zum Boden reichenden gläsernen Veranda-Tür. Der Blick in den dicht bewachsenen Garten mit Teich ist frei. Und als ob die Tiere seine Liebe zur Natur kennen würden, lassen sie sich immer wieder gerne bei Familie Brocke nieder.
So wie der Fasan, der eines Morgens auf dem Zaun zum Nachbargrundstück sitzt, das Enten-Pärchen, das durch den Garten watschelt, der Fisch-Reiher, der sehnsuchtsvoll eine halbe Ewigkeit die Teichfische unter dem schützenden Netz beobachtet. Von den Eichhörnchen, dem Buntspecht, dem Eichelher oder den drei Nachbars-Katzen ganz zu schweigen.
Bei einem der nachmittäglichen Kaffeetrinken im vergangenen Spätsommer fällt Brockes Blick auf ein braunes Blatt, das auf einem kleinen Strauch inmitten grüner Blätter liegt. „Als ich es wegnehmen wollte, faltete es sich für einen Moment auf und wieder zu — ich war wie gebannt“, schildert der Hobbyfotograf.
Ein Griff in seine Hosentasche und er hat seine Kamera schussbereit in der Hand. Er fotografiert aus verschiedenen Perspektiven dieses merkwürdige Blatt, das sich beim erneuten Hinsehen als ein Schmetterling entpuppt. „Ein C-Falter“, ergänzt seine Frau, „die Unterseite dunkelbraun, die Ränder der Flügel stark gefranst“. Erst bei der Bildbearbeitung am Computer fällt ihnen das kleine weiße C auf dem dunklen Grund auf: Erkennungsmerkmal und Namensgeber des Edelfalters. Klar, dass er dieses besondere Foto umgehend an die WZ schickt— und wir es abdrucken.
Brocke fotografiert schon fast sein ganzes Leben lang — allerdings mit längeren Unterbrechungen. In seiner Lehrzeit, 1962, habe er damit angefangen und später bei der Bundeswehr damit weitergemacht. Doch erst als 1978 sein Sohn auf die Welt kommt, intensiviert er sein Hobby und kauft sich seine erste hochwertige Foto-Ausrüstung mit großem Objektiv und Stativ.
Das ist nicht sein einziges Hobby. Als junger Mann spielt Brocke Fußball in der Jugendmannschaft, mit der er den Titel Niedrrhein-Meister einmal holt, später kickt er in der Landesliga. „Gleichzeitig habe ich mit der Abendschule angefangen“, erzählt er. Insgesamt zehn Jahre lang. Beruflich beginnt er bei der Textilmaschinenbaufirma Küsters in Krefeld, bildet sich dort über sechs Stationen weiter und ist schließlich dort bis zum Eintritt ins Rentenalter als Projekt- und Verkaufsmanager tätig.
Körperlich hält er sich mit Tennis fit, mentale Ruhe findet er bei der Fotografie. Als die erste Digitalkamera auf den Markt kommt, weicht seine Skepsis rasch: „Die sind ideal, man kann sie bei der Größe immer dabei haben.“ Auch die Fotoqualität und die Möglichkeiten werden immer größer. Inzwischen hat er schon die dritte Digitalkamera im Einsatz.
Dennoch trauert er in manchen Momenten der analogen Fotografie hinterher. Als Tennistrainer von Kindern in Tönisvorst hat er von ihnen auch zahlreiche Fotos auf dem Platz gemacht. Dabei ist ihm der Unterschied zwischen analog und digital deutlich geworden: „ Mit diesen kleinen Kameras kommen sie nicht in das Auge eines Menschen rein.“ Der Grund, wieso professionelle Porträtfotografen niemals ihre Großkameras gegen eine handliche, kleine eintauschen werden.
Brocke sieht das als sportliche Herausforderung. Ihm gelingen immer wieder schöne Momentaufnahmen mit seiner „Kleinen“.