Odtimer: Ponton von Mercedes - Von der Scheune auf die Straße
Der Wagen von Fritz Keller ist schon seit 1966 in Familienbesitz. Nach 37 Jahren Stillstand läuft der Motor wieder.
Krefeld. Es ist eng in der Garage von Fritz Keller. Fast den gesamten Raum nimmt der Ponton von Mercedes ein, den Keller liebevoll restauriert und auf Hochglanz poliert hat. Zehn Jahre Arbeit hat Keller in den Wagen investiert — und das, obwohl der Ponton schon seit 1966 in Familienbesitz ist. „Mein Vater hat ihn gebraucht gekauft“, erinnert sich Keller.
Bis zum Tod seines Vaters acht Jahre später war der Ponton nicht nur Familienauto, sondern auch Firmenwagen der eigenen Klempnerei. „Das war das Allroundauto für uns, das wurde nicht geschont“, meint Keller. 1974 hat er den Wagen abgemeldet, aber verkaufen wollte er ihn nicht. „Ich habe ihn verwahrt mit dem Gedanken, dass ich dann als Rentner eine Aufgabe habe. Mir war immer klar, dass ich den Wagen noch ’mal fahren wollte“, sagt der 75-Jährige.
Als er die Entscheidung getroffen hat, war er 36 Jahre alt. „Als junges Ehepaar mussten meine Frau und ich sparen und das Auto war relativ teuer im Unterhalt. Darum ist es durch Scheunen und Garagen gewandert, immer dahin, wo günstig Platz dafür war.“ Gut für das junge Ehepaar — schlecht für den Wagen. „Schöner ist er dadurch natürlich nicht geworden“, gibt Keller zu.
Trotzdem machte der Ponton keinen schlechten Eindruck auf ihn, als er ihn 2001 wieder ans Licht holte. „Wie er da stand, sah er eigentlich ganz passabel aus“, berichtet Keller. Doch dann hat er sich mit anderen Oldtimer-Freunden über mögliche Schwachpunkte ausgetauscht. „Und dann wird man schnell fündig“, erzählt er.
Zuerst hat er die Mäuse aus dem Wagen vertrieben, dann die notwendigen Materialien besorgt und in einer kleinen Garage an der Hubertusstraße den Wagen wieder hergerichtet. „Ich habe immer mal wieder dran gewerkelt“, meint der frühere Installateur- und Klempnermeister, der bis auf die Lackierung und die Justierung alle Arbeiten selbst gemacht hat.
Das hatte ihm vorher nicht jeder zugetraut. „Die Passanten waren zu Anfang schon sehr skeptisch“, berichtet der 75-Jährige, der in der Garage an der Hubertusstraße nur mit offenem Tor arbeiten konnte: „Sonst hätte ich mich nicht mehr darin bewegen können.“
Darum musste er sich den ein oder anderen Kommentar gefallen lassen. „Manche haben gesagt, das sei ein Unterfangen, das nie und nimmer fertig wird“, erinnert er sich. „Oder mir wurde gesagt, ich wäre eher auf dem Friedhof, als dass das Auto wieder läuft.“ Den Skeptikern hat er das Gegenteil bewiesen — auch wenn es sich länger hinzog, als Keller im Vorfeld vermutete. „Ich hatte eigentlich nicht mit zehn, sondern mit drei Jahren gerechnet“, gibt Keller zu.
Im letzten Jahr hat er dann zum ersten Mal nach 37 Jahren den Motor angelassen, circa 80 Kilometer hat er bisher mit dem Auto zurückgelegt. „Dass es nicht mehr waren, hat private Gründe“, betont er.
Für den 1. Mai plant er schon jetzt die Ausfahrt mit dem Mercedes-Veteranen-Club Krefeld, vielleicht nimmt er auch seinen achtjährigen Enkel mit. Der soll den Wagen später einmal erben. „Wenn er sich vernünftig benimmt“, sagt Keller mit einem Schmunzeln.
Bis zum Frühling steht der Wagen allerdings noch aufgebockt in der Garage. „Bei Schnee und Eis fahre ich ohnehin nicht“, meint Keller. Dafür ist ihm der Wagen zu schade — schließlich soll der nie wieder so aussehen wie vor der Restaurierung.