Prunksitzung: Ein Leckerli für das Steckenpferd
Ritterschlag für Willibert Pauels. Der bergische Jung serviert Lachen als Medizin — und klammert seine eigene Krankheit Depression nicht aus.
Krefeld. Der XXVI. Ritter des Närrischen Steckenpferds ist für den Präsidenten der Prinzengarde ein ganz Besonderer: „Das ist ein Novum! Ein Mitglied der Prinzengarde steigt in den Sattel des Steckenpferds!“ Und zu diesem Anlass befördert Rainer Küsters Willibert Pauels gleich noch zum General.
Das Publikum im ausverkauften Seidenweberhaus erlebt am Samstagabend einen ungewöhnlichen Ritterschlag. Der Steckenpferdritter des Vorjahres, Tom Buhrow, bringt es in seiner Laudatio auf den Punkt. Der „unheilbare“ Katholik Pauels beweist, dass Religion und Spaß zusammenpassen und auch die Aktivitäten als Diakon und „DiaClown“ trotz schwerwiegender persönlicher Probleme möglich sind — krankheitsbedingte Auszeiten inklusive. „Pauels bricht ein Tabu und schafft es, über die eigene Depression öffentlich zu reden. Schweigen bringt nix,“ meint der Intendant des WDR. „Das Problem sind die Normalen“.
Zuerst begrüßt Pauels, der als „Ne bergische Jung“ zu den bekanntesten Büttenrednern des kölschen Karnevals gehört, sein neues Haustier mit Streicheleinheiten und einem Leckerli. Er äußert seine Freude, dass „der Chef eines kleinen Nischensenders direkt gegenüber vom Domradio“ eine Laudatio für ihn hält. Zu den Tätigkeiten Pauels gehört schließlich auch, dass er dort regelmäßig zur närrischen Uhrzeit 11.11 Uhr mit dem „Wort zum Samstag“ zu hören ist.
Schnell wird der neue Steckenpferdritter persönlich und erzählt vom „schwarzen Hund der Depression, der mich seit der Kindheit immer mal wieder anspringt.“ Vier Millionen Kranke leiden in Deutschland darunter. „Das hat mit Stoffwechselstörungen zu tun. Dann kriegst du die Höllenkrankheit Depression, “ erläutert er.
Pauels erzählt von einem Gespräch mit einem Arzt über sein Engagement im Karneval: „17 Jahre Karneval und pro Session zweihundert Auftritte“. „Sie sind verrückt!“ meint daraufhin der Arzt. „Was meinen Sie, warum ich hier bin?“ kontert sein jecker Patient.
Der Diakon und „DiaClown“ fasst mit einem Appell seine Erfahrungen zusammen, gibt den Rat, zu einem guten Arzt zu gehen, denn „mit Liebe kann man Depression nicht heilen“.
Nach seiner Rede wird nicht nur offensichtlich, dass Lachen als Medizin wirken kann und befreiende Kräfte hat. Mit stehendem Applaus und Begeisterungspfiffen bedankt sich das Publikum für die persönlichen Bekenntnisse, den Humor und die Lebensweisheit eines vielseitigen Steckenpferdritters.