Racer 0.2: Virtuelle Vision zum Anfassen
Der „Racer 0.2“ von Malte Jehmlich sorgt weltweit für Furore. Deshalb wird er noch mal aufgebaut.
Krefeld. Ursprünglich wollte Malte Jehmlich das kleine Auto nur deshalb mit einer Kamera bestücken, damit er seine selbst gebauten Städte-Sets aus einer anderen Perspektive filmen kann. Doch seine Ursprungsidee verselbständigte sich und ging sofort eigene Wege. "Irgendwie kam mir ganz schnell der Gedanke, dass sich das auch ziemlich gut als Rennspiel umsetzen ließe", sagt der 30-Jährige.
Die meisten um ihn herum, darunter auch seine Kollegen vom Designerkollektiv Sputnic, waren sofort Feuer und Flamme. "Alle wollten das Kamera-Auto fahren, also musste ich es bauen", sagt er und grinst. Angelehnt wurde es an den Rennspiel-Klassiker "Wipe Out".
Bei einer Internetauktion erstand Jehmlich für einen Euro den "Power Slide vom Nürburgring", einen Spielkabine für Computer-Autorennen, inklusive Lenkrad, Gas, Bremse und Monitor.
Zusammen mit dem Elektroingenieur Matthias Mikysek tüftelte er zwei Monate lang an der Technik: Schließlich musste der Spielautomat per Funk irgendwie das Auto mit der Kamera steuern.
Aus Pappe, dem absoluten Lieblingsmaterial von Jehmlich, entstand eine achtförmige Rennbahn mit Steigung, Gefälle und sogar einer Todeskurve. "Die schafft niemand beim ersten Mal", berichtet der Erfinder. 2009 war der Prototyp, den er auf den Namen Racer 0.1 taufte, fertig und wurde erstmals auf dem Festival "Ton & Tun" im Kulturhafen präsentiert.
Dieses Jahr wurde das Spiel noch um eine Lichtschranke zur Zeitmessung und ein Menü, in dem Namen und Highscores gespeichert werden, zur 0.2-Version erweitert. Schnell fand es weltweit Beachtung in Internet-Blogs, vor allem aus der Gamer-Szene, und irgendwann auch in den Online-Ausgaben von New York Times und Spiegel (die WZ berichtete). Mittlerweile haben auch viele andere Medien berichtet.
Das Besondere am Racer 0.2 ist Verbindung von digitaler und analoger Welt. Eine virtuelle Vision wird in den realen Raum übertragen. "Man kann sie anfassen und mit ihr interagieren." Vor allem Kinder lieben die Erfindung. Für die meisten Erwachsenen ist der Nostalgiefaktor enorm. "Manche kriegen feuchte Augen, wenn sie den Racer sehen."