Roman Zitlau sehnt sich nach dem schönen Baikalsee
Roman Zitlau hat ein Jahr mit kranken Kindern in Nishnij Nowgorod gearbeitet.
Krefeld. "Ich vermisse Nishnij Nowgorod und die Freunde, die ich dort gewonnen habe, schon jetzt", sagt Roman Zitlau. Der 21-Jährige hat sein Jahr als Friedensdienstleistender in Russland beendet und ist wieder zu Hause in Traar. "Ich trauere dieser tollen Zeit mit ihren Erlebnissen, Erfahrungen und neuen Bekanntschaften hinterher. Die Herzlichkeit der Menschen dort ist wirklich einmalig."
Die Zeit in Russland hat den jungen Krefelder verändert: "Nachdem ich jahrelang zwischen einem Medizin- und Psychologie-Studium hin und her schwankte, habe ich mich nun entschlossen, keines der beiden Fächer zu studieren, sondern in München Physik zu belegen. Ich schätze, es hängt mit meiner Arbeit in der Klinik, im Waisenhaus und in der Einrichtung für invalide Kinder in Nishnij Nowgorod zusammen. Das soziale Jahr hat einige meiner Vorstellungen und Fantasien durch konkrete Bilder ersetzt."
Als besonders belastend hat Zitlau die Arbeit auf der Station für krebskranke Kinder empfunden: "Es ist schrecklich zu sehen, dass die Kinder nicht laufen und springen können wie andere. Ich konnte nur mit den Kleinen spielen oder basteln, um sie abzulenken. Oft wurden sie ohne Vorankündigung von einer Krankenschwester aus ihrem sorglosen Spielen herausgerissen und zur Behandlung mitgenommen. Die Kinder weinten, denn sie wussten, dass eine schmerzhafte Behandlung auf sie zukommt."
In "Raduga", der Einrichtung für invalide Kinder, werden immer noch Renovierungsarbeiten durchgeführt. Bei dieser Gelegenheit haben die "Friedis" die vielen Kartons mit Spielzeug auseinandergenommen. Während in Deutschland zerbrochene Dinge schnell weggeworfen werden, herrscht in Russland ein anderes Prinzip: Aus zwei beschädigten Spielzeugen entsteht ein neues. "Das waren schon einige sehr fröhliche Stunden mit Spielzeug-Zusammenbauen und -Testen." Ein anderes Tätigkeitsfeld: die Suppenküche, die von den Schwestern einer Kirche ins Leben gerufen wurde, um die Armen zu speisen.
Die Zeit in Russland war sehr erlebnisreich: "Wir waren im eisigen Norden, haben den heißen Sommer mit Grillen und den kalten, russischen Winter mit seinen Schneestürmen erlebt. Am schönsten waren die Tage auf einer Insel mitten im schönen Baikalsee im fernen Osten."
Für Roman Zitlau hatte dieses Jahr zudem noch einen ganz besonderen Wert, da er zum ersten Mal in das Land seiner Eltern fahren konnte. "Es war faszinierend, wie vertraut und gleichzeitig fremd mir einiges vorkam." Die Heimfahrt führte ihn mit dem Zug zweieinhalb Wochen lang von Moskau über die Ukraine, Polen, Tschechien, Berlin und Köln nach Krefeld.