Schunkeln, lachen, staunen und singen
Am Wochenende kamen zahlreiche Jecken zu den verschiedenen Sitzungen in der Stadt. Die Stimmung war überall ausgelassen.
Landpomeranzen und Krähenfelder im Stadtwaldhaus
Als die Stadtgarde Pulheim im Stadtwaldhaus einmarschiert, da winken ihr mehr als 400 grün-weiße Fähnchen zu, ein zauberhaftes Bild. Die Grönländer feiern sich selbst und veranstalten ihre große Prunksitzung.
Präsident Ferdinand Gantenberg genießt vom hohen Ratstisch die Aussicht auf die Garde, eine Abteilung der großen Pulheimer Gesellschaft Ahl Häre. Zum Glück gehörten auch junge Mädchen und Frauen dazu, die auf der Bühne ihr Können zeigen.
Die kostümierten Jecken im Saal haben ihre helle Freude am „Marieche on sinne Jong“. Schon Tradition hat der Auftritt der Landpomeranzen mit ihrem Zwiegespräch, und danach gibt es ein Wiedersehen mit den Krähenfeldern.
Literat Fabian Langheim steuert das närrische Geschehen, ruft den Tanz der eigenen Garde auf und dirigiert die vielen Akteure, darunter „Die Cöllner“ und die „Botzedresser“.
Den Höhepunkt bildet der Auftritt des Prinzenpaares. Prinz Manfred II. (Rundholz) mit seiner Prinzessin Beate I. hat sozusagen ein echtes Heimspiel, war er doch viele Jahre Vorsitzender der Grönländer und ist heute ihr Ehrenvorsitzender. Nach Mitternacht schallt es noch „Rabimmel, Rabammel, Rabumm“, bis man sich auf den Heimweg machte.
Bei den Flimm-Flämmkes, den Marienkäfern, die im Raphaelsheim an der Hülser Straße ihr Zuhause haben, feiert man den Sitzungskarneval ganz anders. Selber machen ist da die Devise, und das karnevalistische Brauchtum wird hier intensiv gepflegt. Das vereint natürlich auch alle Generationen auf der Bühne, hinter den Kulissen und an all den Positionen, die für eine gelungene Sitzung nötig sind.
Mit Singen und Schunkeln zu einer Zwei-Mann-Band bringt man sich in Stimmung. Als erste entführen die „Minis“, zehn Mädchen, das Publikum im ausverkauften Saal mit ihrem Tanz nach Südafrika und erinnern an die Fußball-WM. Doch eigentlich ist dies untypisch für die Sitzung des „FFC“, des Flimm-Flämmkes-Clubs. Die Darbietungen der Karnevals-Amateure, im besten Sinne des Wortes, zeigen nicht nur viel Witz, sondern auch dicke Portionen Lokalkolorit.
Wenn der „Weiberstammtisch“ seinen Erste-Hilfe-Kurs auf die Bühne bringt, kommt auch heraus, dass man am Inrath seine Probleme mit den müffelnden Abwässern der Hülser hat — und dagegen Nasenpflaster empfiehlt und ihre Anwendung am lebenden Objekt präsentiert, das sich allmählich zu einer Mumie entwickelt. Der Höhepunkt des Abends ist die nicht gerade magersüchtige Fledermaus Fridella (Sarah Rous-Immisch), die beim Hausherrn Pater Julius im Glockenturm zur Untermiete eingezogen ist. Mit Grazie, Charme und feinen Kommentaren über Lokales flattert sie über die Bühne — Liebhaber-Theaterspiel vom Feinsten.
Schon beim Vorprogramm der Mösche-Männekes mit den großen Trommeln der Gruppe Amaterasu-Taiko bebt das Seidenweberhaus. Dann zieht unvergleichlich pünktlich der nicht enden wollende weiß-grün-rote Lindwurm des Kölner Traditionskorps „Die Altstädter“ von der Empore durch den Saal zur Bühne. Der Elferrat der Mösche-Männekes folgt als Truppe der Rosenkavaliere.
Die Stimmung im ausverkauften Saal ist sofort gut und steigert sich noch, denn der Spielmannszug der Altstädter bringt ein Potpourri kölscher Melodien, die man auch in der Seidenstadt bestens kennt. Da wird gesungen und geschunkelt — eine Aufwärmzeit brauchen die Krefelder nicht. Witzig geht es weiter mit dem Affen Willi, der mit seinem Herrchen, dem Moerser Bauchredner Klaus Ruprecht, seit 28 Jahren auf Deutschlands Bühnen zu Hause ist. „Du, Reiner Calmund hat Passfotos machen lassen!“ — „Wo denn?“ — „Bei Google Earth!“ Aber das Tierchen zeigt sich auch besorgt über einen Gast in den vorderen Reihen: „Du musst was trinken! Du hast rote Augen! Du läufst auf Reserve!“ Vom Publikum der Prunksitzung kann man das keinesfalls behaupten.
Der Clown Bruce Kapusta bringt als Stimmungskanone den Saal in Bewegung, so wie nach der Visite des Prinzenpaars auch die Cölsch Crew. Tief in die rheinische Seele und Sprache blickt der Hausmann alias Jürgen Beckers, der den Flugplan der Mösche durcheinander bringt. Er steht auf der A 57 im Stau und kommt zu spät. Wie gut, dass die kölschen Kammerkätzchen und Kammerdiener vor der Zeit in Krefeld gelandet sind und dem Elferrat aus der Bredouille helfen können. Mit ihren akrobatischen Tänzen begeistern sie das Publikum.
Ins Zeughaus der Prinzengarde hat die GKG Oraniendorf 1904 Krefeld nach Bockum geladen. Der gut gefüllte Saal ist fest in jecker Hand, die Narren sorgen für eine ausgelassene Stimmung. Dem Sessionsmotto „Was sind wir doch Spitze!“ macht die Galasitzung alle Ehre. Mit weiß-grünen Fahnen begrüßen die Karnevalisten die Akteure, schunkeln und singen mit.
Den gelungenen Auftakt an diesem Abend macht das Krefelder Fanfarenkorps Happy Sound, das die Gesellschaft beim Einzug begleitet. Es folgen Auftritte von Zauberkünstler Schmitz-Backes und Mitglied Isolde Mohns, die als Tina Turner und Andrea Berg überzeugt. Anschließend bietet Christine Müllstroh einen orientalischen Bauchtanz, und Büttenredner Reiner Roos als „Der Polizist“ hat die Lacher auf seiner Seite.
Der KK-Stahldorf zeigt einen Gardetanz mit Hebefiguren, Oranienburg-Vorsitzender Michael Wimmers hält als „Der schöne Micha“ eine Büttenrede, und die Uerdinger Karnevalsband „Die Rhienstätter“ heizen den Narren mit Live-Musik mächtig ein.
Sowohl das Krefelder als auch das Uerdinger Prinzenpaar mit seinen Ministern besuchen die Kappenbrüder und -schwestern. Geehrt wird Werner Zipp für seine 25-jährige Vereinsmitgliedschaft. Weitere vier Sessionsorden gehen an Marlies Fucken, Marcus Ripkens, Elke Herrmann und Renate Gossens.