Sommer-Serie: Ostwall - wegen Bauarbeiten leider geschlossen
Der Krefeld-Tourist kehrt zurück in den Großstadtdschungel und stößt auf die Drogenszene.
Krefeld. Eigentlich darf er ja nicht fehlen auf einer Krefeld-Tour: der Ostwall. Nur irgendwie fehlt er zurzeit selbst dann, wenn man mitten drauf steht. Alexander Brink (31) blickt auf eine Mondlandschaft voller Krater. Schienen enden im Nichts, Kabel wachsen wild aus der Erde. Der Krefeld-Tourist, der die Stadt zum ersten Mal sieht, kann sich nur grob vorstellen, wie es hier an der Ecke zur Rheinstraße ausgesehen hat, bevor die Bagger anrollten. Brink, der mittlerweile eine zarte Bindung zu Krefeld aufgebaut hat, versucht das Positive zu sehen: „Na ja, zumindest sieht so eine Stadt aus, die sich verändern möchte.“
Der Besucher schlägt sich in nördliche Richtung durch und steht auf einmal vor dem Seidenweberhaus. „Das liegt brach, oder?“, fragt er mitleidig, angesichts der unansehnlichen Fassade. Dass dort Veranstaltungen stattfinden, verblüfft ihn. Wohl auch, weil sein Blick am benachbarten Theaterplatz hängen bleibt. Schnell wird ihm klar, dass das hier kein munterer Treffpunkt ist, wie etwa an den Düsseldorfer Rheinterrassen, wo ein gemischtes Publikum zum Feierabend-Bierchen beisammen sitzt. Ganz offensichtlich ist hier bei einigen nach einem Bier noch lange nicht Feierabend.
Für den Außenstehenden ist das Areal ganz klar eine vergebene Chance: „Es ist doch echt schade, wenn es so einen Platz in der Mitte einer Stadt gibt, den keiner gerne betritt, den die Leute meiden.“ Wäre er Krefelder, er würde einen Bogen um den Theaterplatz machen. Auch ein Besuch in der Mediothek könne ihn nicht locken.
Dass hier Kinder vorbei müssen, die sich ein Buch ausleihen möchten, findet er ungünstig. „Warum wird eine Drogenszene auf einem öffentlichen Platz geduldet?“, fragt er. Dazu würden ihm Politiker, Polizisten und Streetworker wohl gerne ausführliche Vorträge halten, doch lange Erklärungen gehören nicht zu einem Städtetrip dazu. Besucher sehen den Platz so, wie er ist. Und wahrscheinlich reagieren die meisten wie Alexander Brink: Sie machen auf dem Absatz kehrt.