Spielevereinigung "Die Krähen": Einmal aus der Rolle fallen

Die Krähen treffen sich zweimal im Monat zum Spielen im Jules Papp an der Königsstraße.

Krefeld. Die Würfel fallen geräuschvoll auf den Tisch, in der Ecke wird gelacht und am Nebentisch blicken fünf konzentrierte Augenpaare auf ein Spielfeld. Jeder Tisch im Jules Papp ist heute Abend besetzt und an jedem Tisch wird gezockt.

Zwei Mal im Monat findet hier ein großer Spieleabend der Veranstaltungsreihe Collosseum Crefeld statt. Federführend ist Thomas Pielka von der Krefelder Spielevereinigung Die Krähen. „Schon früher gab’s im Papp regelmäßig Spieleabende. Die sind dann aber irgendwie eingeschlafen.“

Pielka selbst spielt seit 19 Jahren immer wieder in Gesellschaft und beschloss zusammen mit Volker Hesselmann vom Spielwarengeschäft Spielzeit, den Treff ins Leben zu rufen. „Wir sind eine große Spielergemeinschaft in Krefeld, warum sollen wir keinen gemeinsamen Treffpunkt haben?“, fragt Pielka.

Jeden ersten und jeden dritten Dienstag im Monat bringt nun Volker Hesselmann neue Gesellschaftsspiele ins Papp und stellt diese den Gästen vor.

„Das hier ist das Gestenspiel ‚I will survive’. Es ist vor allem lustig.“ Volker Hesselmann fuchtelt mit den Armen in der Luft und erklärt den Spielinteressierten den Ablauf: „Jeder Spieler bekommt eine Spielfigur und muss diese mit verschiedenen Gesten verteidigen. Um euch verteidigen zu können, müsst ihr aber erst mit zwei Fingern auf den Tisch klopfen.“

Das Spiel beginnt. Es gibt den Charakter des kleinen Mädchens, das sich mit einem lauten „iiiiiiih“ verteidigt und dabei die Hände vor dem Mund verschränkt. An der anderen Ecke des Tisches wird ein virtueller Kochlöffel geschwungen. Zuerst herrscht noch ein großes Durcheinander, allmählich finden die Mitspieler aber zum Spiel.

Thomas Pielka, Die Krähen

In einer anderen Ecke im Papp ist es ruhiger. Es liegt ein Buch auf dem Tisch, alle Mitspieler sind sehr konzentriert. Thomas Pielka erklärt: „Hier findet gerade ein Rollenspiel statt, denn auch das gehört zur Spezialität der Krähen.“ Seit dem Ende der 70er-Jahre verbreiten sich Rollenspiele in Deutschland.

Die Mitspieler entwickeln fiktive Charaktere. Ein Spielleiter nimmt die Rolle des Regisseurs ein und zusammen erfinden die Spieler eine interaktive Geschichte. „Du kannst zum Beispiel ein grüner Marsmensch sein. Das heißt nicht, dass du dich verkleiden musst — du überlegst dir einfach, wie ein Marsmensch agiert und spielst es“, erzählt Pielka.

Mit Würfeln wird der Verlauf der Geschichte ebenfalls beeinflusst. Pielka selbst litt viele Jahre unter seiner großen Schüchternheit, die Rollenspiele halfen ihm, auf Menschen zuzugehen. „Ich musste Leute ansprechen, um zu fragen. ob ich mitspielen darf. Jetzt klappt das super.“

Auch die 31-jährige Heike Dahmen ist begeisterte Rollenspielerin. „Man kann sich ausprobieren. Vielleicht mal einen Dieb spielen oder etwas, was man sich im echten Leben nicht zu sein traut.“ Rollenspiele hätten viel mit Improvisationstheater gemeinsam, da würde eine Spielrunde schon mal locker vier Stunden dauern. „Wir teilen uns einen gemeinsamen Gedanken,“ sagt Dahmen

Obwohl Krefeld verglichen mit anderen Städten eine große Rollenspiel-Szene hat, möchte das Krähen-Netzwerk den Kult noch mehr verbreiten. In Eigeninitiative hat Thomas Pielka bei Verlagen angerufen, um Spenden in Form von Rollenspiel-Büchern zu sammeln.

In einer eigenen Buchecke werden die Bücher nun in der Mediothek ausgelegt. „Denn“, sagt Pielka, „das, was du sonst im Kino siehst, das kannst du auch ganz einfach in deinem Kopf erleben.“