Theaterfestival: Kultur macht großen Spaß
Die freie Szene konnte sich im ehrwürdigen Stadttheater präsentieren, dafür gingen die Profis vor die Tür.
Krefeld. Kurz vor 11 Uhr ist es im Gegensatz zum Theaterplatz noch sehr ruhig im Theatergebäude. Im rechten oberen Seitenfoyer warten die Krieewelsche Pappköpp auf das Publikum des Theaterfestivals. Als jemand die Worte „Blues Brothers“ fallen lässt, kommt eine energische Stimme aus dem Off: „Keine Werbung für die Konkurrenz!“
Doch bald findet sich das erste Dutzend an Zuschauern ein und schließlich stehen Leute auch am Rand des Raumes, um mit viel Vergnügen dem „babylonischen Kauderwelsch“ zwischen Krefelder, Uerdinger und Hülser Platt zu lauschen. Gegen die Mitbewerber Blues Brothers hat aber auch Michel aus Lönneberga aus dem Theater Blaues Haus seine Fangemeinde gefunden.
Die beste Stimmung herrscht an diesem Vormittag jedoch auf dem Platz, wo eine große Runde wibbelnder Zuhörer voll in Aktion ist und schließlich auch als Spontan-Chor den Refrain eines Songs liefern kann. Kultur macht Spaß, wird auf allen Bühnen deutlich — aber auch viel Arbeit.
Der Auftritt von zwölf Jugendlichen aus sieben Nationen mit ihrem Programm „Ch.ch.Changes“ des Krefelder Choreographen Andreas Simon zieht das Publikum in seinen Bann.
Einen großen Teil der Faszination verdankt das Tanzstück den beiden Musikern, Rhani Krija (Percussion) und dem Cellisten Mathias Hudelmayer, die gleichzeitig live auf der Bühne spielen. Kathi van der Hocht mit ihren 72 Jahren gesteht nach dieser Aufführung: „Für mich war das etwas ganz Fremdes. Ich bin begeistert. Auch die Musik war schon toll“.
Es fiel vor allem bei der ersten Vorstellung auf, dass fast nur ältere Zuschauer sich für die tanzenden Jugendlichen interessierten. Vielleicht lag es daran, dass diese Tänzer nicht aus Krefeld kamen und keinen Freundeskreis mitbrachten.
Mit großem Interesse beobachtet van der Hocht auch die Verwandlungen, die sich an Schauspielern im Vorraum vollziehen. Hierin hat man die Maske verlegt und es ist spannend zu sehen, wie eine junge Frau zur Katze wird, wie eine Hexe und ein Räuber Hotzenplotz entstehen. „Ich find’ es manchmal viel interessanter, was hinter den Kulissen entsteht“, meint die Zuschauerin und verkündet: „Ich habe beschlossen, wieder ein Abo zu nehmen!“
Das abwechslungsreiche Programm des Theaterfestivals, das rund 5000 Besucher gesehen haben, wie der Generalintendant Michael Grosse am Abend schätzt, dürfte durchaus neues Publikum angelockt und altes wieder gewonnen haben.