Trödel: Den Heimatroman gibt es schon mal geschenkt
Kitsch, Kunst & Co: Für die Händler beginnt der beliebte Trödelmarkt auf dem Sprödentalplatz schon in der Nacht.
Krefeld. "Wenn es darum gehen würde, Geld zu verdienen, könnte ich wohl besser putzen gehen", lächelt Andreas Fenten, Hobby-Trödler aus Leidenschaft. "Reich werde ich auf diese Weise nicht. Es gibt sicherlich auch etwas Besseres zu tun, als im Regen zu sitzen." Der wahre Grund für das Ausharren auf dem Sprödentalplatz - je einen Tag lang, sechsmal im Jahr - ist schnell erklärt: "Hier haben wir richtig Spaß. Sonst hätte ich längst aufgegeben", sagt der 41-Jährige und bezieht seine Lebenspartnerin Birgit Wegener und Standnachbar Klaus Bäcker in das "wir" mit ein. "Im Internet gibt es schließlich harte Konkurrenz."
"Angefangen hat die Liebe zum Trödeln vor etwa fünf Jahren. Auf dem Dachboden und im Keller hatten sich zu viele Dinge angesammelt", erzählt der Dekorateur. "Geh’n wir trödeln", war die Lösung für die Leerung schnell gefunden. Nachbarn und Bekannte sorgen mittlerweile für Nachschub. So beginnt der Trödeltag bereits am Vorabend mit dem Beladen des kleinen Transporters unter dem Motto: "Treppe hoch, Treppe ’runter."
Der "Kitsch, Kunst & Co." Trödel-Samstag schließlich startet in der Nacht. Um vier Uhr klingelt der Wecker, um fünf geht es los. Neben der Ware werden Wasser, Kaffee und Plätzchen gebunkert. "Die Verpflegung ist hier ja gut. Es gibt Stände für jeden Geschmack", lobt Fenten die Fressbuden. Er selbst hat Bücher, Porzellan, Geschirr und Deko-Artikel auf Tapetentischen im Angebot. Gemälde lagern wegen des nassen Wetters im Auto.
Der Regen hat den Händlern diesmal einen Strich durch die Rechnung gemacht. "Sonst bauen wir kurz nach fünf Uhr auf, jetzt saßen wir im Auto und haben gewartet, dass es aufhört zu schütten." Das war drei Stunden später und schon kamen die ersten Profi-Trödler, um Schnäppchen zu machen. "Die erkennen wir gleich, die kaufen in Masse", weiß der 41-Jährige.
Die ersten Kunden erschienen am Samstag kurz danach. "Schindlers Liste" geht für 50 Cent über den Tapetentisch, Stephen King’s Schmöker "Schwarz" soll einen Euro kosten. "Es sind ja noch alle Buchstaben drin", verteidigt Fenten den Preis. Gewiefte Trödel-Besucher versuchen immer zu feilschen. Klaus-Jürgen Wussows "Mein Leben als Chefarzt", will keiner haben. "Da der Autor gestorben ist, müsste ich eigentlich im Preis hochgehen", schmunzelt er. Der Buch-Titel "Wollen wir nicht heiraten?", amüsiert allgemein, wechselt aber auch nicht den Besitzer.