Verena und Toni Peeters: Ein untypisches Prinzenpaar
Die beiden Krefelder haben für die Session ein eigenes Lied aufgenommen: „Wir send Krieewel“. Freitag ist Proklamation.
Krefeld. Freitagabend ist es offiziell: Aus Toni und Verena Peeters werden Toni II. und Verena I., das neue Krefelder Prinzenpaar. Dabei sind die beiden eher zufällig zu ihrer neuen Rolle gekommen, denn mit Karneval hatten die beiden bisher nicht viel zu tun. Spontan sprangen sie für das eigentlich vorgesehene Paar ein, das von seinem Posten zurückgetreten war.
Viktor Furth, der Chef vom Nordbahnhof, hatte Toni Peeters Namen im Oktober scherzhaft in die Runde geworfen, erzählt der 55-jährige Sänger und Produzent. „Du wärst der richtige Prinz für uns, und eine Prinzessin finden wir auch noch, hat er gesagt“, erinnert sich Toni. Der Scherz wurde schnell ernst, für ihn kam aber nur eine Prinzessin in Frage: seine Frau Verena, 45 Jahre.
Was die beiden in ihrem Amt erwartet, war ihnen vorher nicht klar. Denn anders als sonst üblich haben sich die beiden vorher nicht in einer Karnevalsgesellschaft engagiert. „Wir lassen alles auf uns zukommen“, sagt Verena. Ihr Mann ergänzt: „Das Brüggener Prinzenpaar hat sich von mir ein Lied für die Session produzieren lassen, dadurch war ich mit Karneval verbunden.“ Auch sonst hätten er und seine Frau, beide in Krefeld geboren, den Karneval zwar verfolgt, aber sich nicht aktiv daran beteiligt.
Die Unwissenheit der beiden führt schon mal zu lustigen Situationen. „Ich habe den Adjutant meiner Frau aus Versehen falsch bezeichnet. Er war Oberleutnant der Westgarde, ich habe Oberstleutnant gesagt.“ Das Wort des Prinzen gilt — prompt wurde der Adjutant befördert. Nun ist er Hauptmann. „Aber ich bin sicher, dass er noch bis zum Ende der Session Oberstleutnant wird“, erzählt Toni lachend. „Es ist schon ergreifend, wie alle so auf Karneval abfahren.“
Trotz ihrer Unerfahrenheit haben die beiden eins schnell begriffen — ohne die nötigen finanziellen Mittel wird aus einem Ehepaar kein Prinzenpaar. „Geld muss man schon mitbringen“, sagt Toni, „für das, was man aufwenden muss, kann man sich sonst ein schönes Auto kaufen.“ Seine Frau fügt hinzu: „Die meisten sparen dafür erst mal zwei Jahre.“
Alleine das Wurfmaterial koste 4000 Euro pro Wagen. Auch die Kleider, die Verena bei ihren Auftritten trägt, muss das Ehepaar selbst bezahlen, genauso wie die Fracks und Smokings für Toni. Dazu kommen unter anderem noch Orden, Broschüren und Getränke — das summiert sich schnell. Nur ihr Ornat bekommen die beiden gestellt.
Neben Geld investieren die beiden vor allem Zeit. „In der Woche jeden Tag drei bis vier Stunden, am Samstag und Sonntag jeweils zehn Stunden“, berichtet Verena, die auch in der Session ihrem normalen Beruf als Arzthelferin weiter nachgeht. Das gerät bei den vielen Karnevalsverpflichtungen fast zur Nebensache, rund 150 Auftritte müssen sie bewältigen.
Ohne die Unterstützung ihrer vier Kinder, die in dieser Zeit oft auf ihre Eltern verzichten müssen, wäre das für Toni und Verena kaum möglich. „Unsere älteste Tochter ist auch Ministerin“, sagt Toni. Die Termine werden den beiden jede Woche neu bekanntgegeben. „Dabei sind wir eigentlich gar nicht flexibel“, meint Verena. Ihr Mann erwidert lachend: „Doch, gemütlich flexibel.“
Angst, dass ihnen die vielen Verpflichtungen über den Kopf wachsen, haben sie keine. Denn Toni kennt das aus seinem Beruf als Schlagersänger und -produzent, auch dort ist der gebürtige Krefelder viel unterwegs.
Mit seinem Amt möchte er jetzt seiner Heimatstadt „etwas zurückgeben“. Im schönsten Krefelder Dialekt sagt er: „Dann wirste mal wieder ansässiger, hab ich mir gedacht.“
Das Ziel seiner Regentschaft: „Wir wollen den Krefeldern ein bisschen Stolz einhauchen, damit wir gegen Köln und Düsseldorf anstinken können.“ Dafür hat er auch ein passendes Lied komponiert und produziert, „Wir send Krieewel“ trägt er zusammen mit seiner Frau auf jeder Veranstaltung vor. „Das soll die Hymne der Stadt werden“, hofft Toni. „Jeder soll sich damit identifizieren können.“ Die CD kostet fünf Euro, drei Euro davon gehen an die Pfarre St. Martin.
Auch sonst wollen die beiden ihr neues Amt für wohltätige Zwecke nutzen — und nicht ausschließlich für den Karneval. „Wir können Prinz und Prinzessin spielen und gleichzeitig etwas Gutes tun“, sagt Toni. „Jeder in der Stadt soll etwas zu essen haben und auch das Miteinander soll besser werden.“
Deshalb spendet das Prinzenpaar den Inhalt seiner Sammelbüchsen nur zum Teil dem Krefelder Karneval, der andere Teil geht an die Tafel. Gleichzeitig möchte sich das Paar für den Erhalt des Karnevals starkmachen. „Ich habe das Gefühl, dass der Karneval ein bisschen den Bach runtergeht. Wir wollen zeigen: Es geht auch anders“, meint Toni.
Bei allen guten Vorsätzen soll auch der Spaß am Amt nicht verloren gehen. Deshalb sind die beiden Karnevals-Frischlinge vor der Proklamation auch nicht aufgeregt, sondern freuen sich auf das, was sie erwartet.