Verleihung: Mit närrischem Steckenpferd über jede politische Hürde
Hannelore Kraft nimmt mit Charme und Humor die höchste Auszeichnung der Prinzgarde entgegen.
Krefeld. Aufgalopp einer Quadriga. Vier Steckenpferd-Ritter verleihen der Prunksitzung der Prinzengarde Glanz und Glorie. Unübertroffen fest im Sattel sitzt Vorjahres-Reiter Manfred Lütz, der eine bejubelte Ehrenrede auf „die Neue“ hält. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat das Mähnenspray fürs Ross bereits in der Handtasche. Richard Rogler spielt den Eisbrecher, und Ludger Stratmanns Auftritt wird zehn Jahre nach der eigenen Ehrung mit Beifall im Stehen bedacht.
Die Sitzung hat Qualität. Die Besucher lachen bis weit nach Mitternacht. War im vergangenen Jahr KT, Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, ohne den Doktor vorab, Gegenstand der Vorträge, gehen sie nun nicht ohne Seitenhiebe auf den Bundespräsidenten über die Bühne. Ein guter Rat an die neue Ritterin des „Närrischen Steckenpferdes“ kommt vom Kabarettisten Rogler: „Bezahlen Sie heute Ihre Getränke selbst, auch wenn es nur eine Flasche Mineralwasser ist, und verlangen Sie eine Quittung. Denken Sie an Ihren Vorgänger von 2006 hier, Christian Wulff.“
Unübertroffen ist Manfred Lütz, der blaublütige Arzt, Theologe und Schriftsteller: „Sie regieren ein unmögliches Bindestrich-Land“, findet er, an Hannelore Kraft gewandt. „Ist man in Ost-Westfalen, weiß man nicht, wohin man fahren soll. Das führt zu Schizophrenie. Der Rheinländer hat Aschermittwoch alles vergessen, was im Karneval war. Das ist Training für Demenz.“
Kraft regiere eine unmögliche Koalition. „Rot-Grün. In Ost-Westfalen weiß an der Ampel keiner, was er machen soll. Sie sitzen in der unmöglichen Hauptstadt Düsseldorf. Aber wir gehen ja integrativ mit Behinderten um“, sagt der Kölner. „Das alles zu schaffen, geht nur mit Humor.“ Auch hier der Seitenhieb auf Wulff: „Man bekommt das närrische Steckenpferd auch im Voraus, wenn man närrisch wird.“
Dann Wortspielerei: Kraft habe ein leichtes Spiel als Ministerpräsidentin, wenn der Oppositionsführer Lau-mann heiße. Und in die Folge ihrer Vorgänger Kühn und Rau passe Kraft in guter Tradition. „Kraft ist wie SPD-roter Catch-up.“
Die Ministerpräsidentin kommt im schwarzen Hosenanzug. Die Prinzengarden-Mütze passt gut aufs blonde Haar. Sie verspricht die Zügel des neuen Pferdes nicht loszulassen, habe bereits Zuckerwürfel parat. Es sei sicherlich mit „Krefelder“ großgezogen worden, und sie findet: „Ohne närrisches Steckenpferd lässt sich NRW nicht regieren. Vielleicht wird es das neue Pferd im NRW-Wappen. Mit ihm komme ich über jede Hürde, sogar die der Haushaltsberatungen.“ Sie schlägt vor, dass Steckenpferd-Reiten in London olympisch wird, und fragt: „Kriege ich die schmucke Garde eigentlich dazu?“
Dr. Stratmann begrüßt die „närrische Elite“ im Publikum und gibt zu, dass der Mensch aus dem Pott Genitiv und Dativ nach dem Zufallsprinzip benutze. „Wir sprechen kein Dialekt, sondern nur falsch, aber das richtig.“