Fußball Von Hüls in die Bundesliga
Sandra Starmanns hat es geschafft: Über Umwege ist die 25-Jährige bei Borussia Mönchengladbach in der Eliteklasse des Frauenfußballs gelandet.
Krefeld. In einer Fußballmannschaft gibt es meist zwei Spielertypen. Die, die eher in sich gekehrt sind, ihr Spiel im Kopf durchgehen und mehr durch ihre Technik auffallen. Und es gibt die Anführer. Die, die auch mal ihren Mund aufmachen, wenn es nötig ist. Anweisungen geben und über den Zweikampf kommen. Das ist in jeder Mannschaft so. Egal, ob Bundesliga oder Kreisliga, egal ob bei den Männern oder bei den Frauen.
Sandra Starmanns gehört zum Typ der Anführerinnen. Zweikampfstark, robust und bissig sind nur einige Attribute der Innenverteidigerin. Der Erfolg gibt ihr Recht. Die gebürtige Hülserin spielte zusammen mit der Damenmannschaft von Borussia Mönchengladbach eine starke Zweitliga-Saison, die, wenn auch etwas glücklich, mit dem Aufstieg in die Bundesliga gekrönt wurde.
Mit bereits fünf Jahren spielte die heute 25-Jährige in der Jugend des Hülser SV. Da es in Hüls keine reine Mädchenmannschaft gab, kickte Starmanns bei den Jungen mit. Starmanns sagt: „Ich habe mich immer wohlgefühlt und wollte so lange wie möglich in Hüls bleiben.“ Acht Jahre lang spielte die Verteidigerin in ihrer Heimat, bevor sie mit 13 den Schritt zu einem Profi-Verein wagte. Beim FCR Duisburg kam sie schnell mit anderen Mädchen zusammen, wurde Deutscher Meister in der B-Jugend. „Die Umstellung war schon enorm hoch. Besonders der Zeitaufwand war viel höher“, erinnert sie sich.
Damals wie heute wird Starmanns von ihren Eltern unterstützt, die kaum ein Spiel ihrer Tochter verpassen. Nach dem Unterricht an der Realschule Horkesgath ging es meist direkt mit dem Auto nach Duisburg. Anderthalb Stunden Training, dann wieder zurück nach Hüls. Und das mehrmals in der Woche. Ihre Heimat hat Starmanns aber nie verlassen. Auch heute nicht. Noch immer wohnt und arbeitet sie in Hüls. Doch mittlerweile kann sie nach ihrer Arbeit in der Allgemeinpraxis Dr. Bürger in Hüls mit ihrem eigenen Auto zum Training fahren — und auch das Ziel hat sich geändert.
Nach acht Jahren in Duisburg suchte sie eine neue Herausforderung. Mit der zweiten Mannschaft des FCR Duisburg war der Aufstieg nicht möglich. Der Grund: die erste Mannschaft spielte schon in der Eliteliga. Ihre Wahl fiel schließlich auf Mönchengladbach, das ebenfalls in der 2. Liga spielte.
Doch als die Mannschaft am letzten Spieltag den sicher geglaubten Klassenerhalt noch verspielte, fand sich Starmanns auf einmal in der Regionalliga wieder. Sie sagt mit dem Blick zurück: „Das war schon ärgerlich. Ich hatte noch nie in der Regionalliga gespielt.“ Doch sie entschied sich, die Aufgabe anzugehen. In ihrem ersten Jahr marschierte sie zusammen mit der Borussia durch die Regionalliga und verlor dabei kein Spiel. Im vergangenen Jahr dann der große Coup: Gladbach dominierte die Liga, einzig Hoffenheim II war zu stark.
Doch was ihr in Duisburg zum Verhängnis wurde, wendete sich in bei der Borussia zum Guten. Da Hoffenheims A-Mannschaft schon in der Bundesliga spielte, durfte die Reserve nicht aufsteigen. Die Borussen profitierten — und spielen nun nächstes Jahr unter anderem gegen den Champions League-Finalsten aus Wolfsburg. Starmanns: „Es ist schon etwas Geiles jetzt in der Bundesliga und gegen Nationalspielerinnen spielen zu dürfen.“
Für die nächste Saison stapelt sie tief. „Das Ziel ist natürlich der Klassenerhalt.“ In der Frauen-Bundesliga nicht so einfach, schließlich schafften es die jeweiligen Aufsteiger zuletzt vor neun Jahren beide die Klasse zu halten. Seitdem hielt sich nur rund ein Drittel der Teams in der Bundesliga. Die verdiente Pause währt aber nicht lange. Schon zum nächsten Wochenbeginn startet die Borussia in den Trainingsauftakt und Starmanns in das Abenteuer Bundesliga.