Wandel in der Pflege: Borschtsch und Balalaika im Altenheim
Krefelder Häuser müssen sich auf eine steigende Zahl von Senioren mit ausländischen Wurzeln einstellen.
Krefeld. Die Zahl der Senioren mit Migrationshintergrund steigt rapide. Diese Tatsache beschäftigt die Verantwortlichen der Krefelder Altenheime schon jetzt und in Zukunft noch mehr.
Derzeit ist die Zahl pflegebedürftiger Migranten in den Einrichtungen gering. Besonders Muslime kommen oft aus engen familiären Netzwerken und stehen deshalb Heimen reservierter gegenüber als Deutsche. Der Umgang mit Pflege, Medikamenten und Schmerz ist in den Kulturkreisen zudem sehr unterschiedlich. Darauf werden die Pflegeheime eingehen müssen.
Die Heimleitungen, die bereits ausländische Bewohner im Haus haben, beschäftigen sich mit deren Gewohnheiten und gehen bei Speiseplan und Freizeitprogramm auf die Wünsche ein. „Wir haben in unseren sechs Altenheimen insgesamt etwa zehn ausländische Bewohner“, sagt Horst Huber, Geschäftsführer der Krefelder Caritasheime. „Die Speisewünsche aller Bewohner werden immer individuell berücksichtigt; daher ist es kein Problem, beispielsweise Schweinefleisch herauszunehmen.“ Diät- oder Schonkost werde ja auch regelmäßig angeboten.
Huber: „Auch Sprachprobleme treten nicht auf, da unser Personal in den Heimen multikulturell ist und sich bisher immer eine Pflegekraft gefunden hat, die der jeweiligen Sprache mächtig war.“
Sylvia Weichelt, Prokuristin in der Verwaltung der Diakonie, berichtet: „Die Menschen mit Migrationshintergrund, die bei uns wohnen, leben bereits seit vielen Jahren in Deutschland und sind integriert. Sie kommen meistens aus östlichen Ländern wie Polen oder Russland.“ Die Speisewünsche würden berücksichtigt, so dass keiner auf den geliebten russischen Borschtsch-Eintopf oder den polnischen Schmortopf Bigos verzichten müsse. „Außerdem haben wir Themenwochen wie die spanische, russische oder italienische, so dass Küche aus anderen Ländern in regelmäßigen Abständen zubereitet wird.“
Auch das Kulturprogramm nehme — beispielsweise mit Balalaika-Nachmittagen — Heimatklänge auf. Zeitschriften und Bücher sind auch in anderen Sprachen vorrätig. Weichelt: „Als wir die erste Russin in einer unserer Einrichtungen hatten, die kein Wort Deutsch sprach, haben wir ihr eine russische Besuchsdame zur Unterhaltung organisiert.“
Das Angebot der Diakonie werde im Hinblick auf die zu erwartende künftige Nachfrage erweitert. „Ein Problem hätten wir zurzeit nur mit asiatischen Bewohnern.“
Auch in den städtischen Seniorenwohnheimen sei die Nachfrage der ausländischen Senioren noch nicht so groß, erklärt Jörg Schmidt, Geschäftsführung der Städtischen Seniorenheime. „Auf einzelne Wünsche reagieren wir gerne.“ Auch er zählt Essen und Freizeitprogramm auf. „Als eine Türkin ,ihr‘ Fernsehprogramm nicht empfangen konnte, haben wir ihr eine Zusatzantenne installiert“, erwähnt der Chef einen gelungen abgeschlossenen Einzelfall.