Wanderführer gesucht - Man muss dem Wetter trotzen

Klaus-Dieter Winter hat jahrelang als Wanderführer Menschen für das Wandern begeistert.

Krefeld. Normalerweise hat Klaus-Dieter Winter den Wettergott immer auf seiner Seite. Doch ausgerechnet bei seiner vorerst letzten Wanderung versteckt sich die Sonne hinter dicken Regenwolken. Aber davon lässt sich der 71-jährige Wanderführer des Vereins Linker Niederrhein (VLN) Krefeld nicht schrecken.

„Man muss dem Wetter trotzen“, sagt er. „Selbst bei Sturm haben wir uns schon mal auf den Weg gemacht.“ Auch Heinz Tappert, der sich Winter an der Haltestelle Rheinstraße anschließt, findet: „Bei Sonnenschein kann jeder wandern.“

Mit der Straßenbahn geht es zum Botanischen Garten, zwei Damen steigen am Hauptbahnhof hinzu, zwei weitere warten bereits in Oppum. Ausgerüstet mit Schirmen, Regenjacken und festem Schuhwerk bricht die Gruppe Richtung Linn auf. „So schließt sich der Kreis“, sagt Winter, der in Kürze nach Süddeutschland ziehen wird. „Denn diese Tour war vor ungefähr fünf Jahren auch meine erste.“

In rund zwei Stunden geht es durch den Schönwasserpark, an der Burg Linn und am Krefelder Golfclub vorbei bis in den historische Ortskern des Stadtteils. Alle aus der Gruppe kennen die Strecke, doch das stört sie nicht. „Hauptsache man ist an der frischen Luft in der Natur und hat nette Gesellschaft“, sagt Tappert.

Bis vor ein paar Jahren war er selbst noch Wanderführer beim VLN, musste aber aus Altersgründen aufhören. Sein Spezialgebiet waren die Halden im Ruhrgebiet. Regelmäßig hat er Mitglieder des VLN über diese „von Menschenhand entstandenen Berge“ geführt.

Auch Hedwig Menke, die sich der Gruppe angeschlossen hat, bietet regelmäßig selbst Wanderungen an, „allerdings nur kurze, die nicht länger als zwei Stunden dauern“. Sie sei immer schon sehr naturverbunden gewesen. „In den Bergen habe ich mich früher am besten erholt.“

Unterwegs sein und sich fit halten — das ist für die meisten der rund 500 Mitglieder des VLN Krefeld das Hauptmotiv. „Aber die Wanderungen erfüllen auch eine soziale Aufgabe“, erklärt Winter. Vor allem für die älteren Mitglieder sei der Austausch mit anderen wichtig. „So manches Mal sind dabei auch schon Freundschaften entstanden.“

Und auch in der Gruppe, die nach Linn unterwegs ist, wird munter geplauscht: über die Enkel, den nächsten Urlaub oder über das vergangene Wochenende. „Einige Damen babbeln pausenlos“, verrät Heinz Tappert und lächelt verschmitzt. „Da bleibt einem nur die Flucht nach vorne.“

Fast jeden Tag bietet der VLN Wanderungen zu Fuß oder per Fahrrad an. Manchmal schließen sich bis zu 30 Leute an. Doch da neben Winter auch noch andere Wanderführer in Zukunft ausscheiden werden, sucht der Verein Freiwillige, die selbst Touren anbieten wollen. „Dafür muss man kein ausgewiesener Experte sein“, sagt Winter. „Nur kommunikativ und kontaktfreudig.“

In Linn angekommen, besucht die Gruppe einen Bergahorn, den der VLN im Frühjahr 2009 zu seinem 80. Geburtstag gepflanzt hat. „Auf dieser Route ist das eine feste Tradition“, berichtet der Wanderführer. Genauso wie die Einkehr in der Gaststätte Be de Bur. Dort lassen die Teilnehmer den Spaziergang bei Kaffee, Brötchen und einem Bier ausklingen. „Und das ist eigentlich das schönste am Wandern“, findet Tappert.