Warum Pavel Popolski sich kleidet wie ein Sofabezug

Achim Hagemann ist der Gründer und musikalische Kopf der Familie Popolski. Die Band ist längst kein Geheimtipp mehr.

Achim Hagemann, beschreiben Sie sich doch bitte mal Ihren Alter Ego Pavel Popolski!

Achim Hagemann: Das auffälligste Merkmal bei Herrn Popolski ist ein sehr gepflegter und mit dem polnischen Bartpflegemittel Struvko hochgestylter Schnäuzer. Außerdem bevorzugt er Beigetöne und grün. Eben merkwürdige Farben, die man sonst nur von Sofabezügen kennt. Er ist das Familienoberhaupt, gequält von der Aufgabe, dass Erbe des Opas zu kommunizieren und gleichzeitig die Familie unter dem Dach zu halten. Das lässt ihn meist gestresst aussehen.

Wie sind Sie auf die skurrile Geschichte der Familie Popolski kommen?

Hagemann: Das Ganze ist musikalisch aus einer Band entstanden, die sich vor zehn Jahren aus Spaß bei mir im Studio in Düsseldorf zusammen gefunden hat. Zu dem Zeitpunkt habe ich viele Filmmusiken geschrieben, war allein im Studio und wollte wieder zusammen mit einer Band spielen. Irgendwann fehlte ein zweiter Baustein, um dem ganzen eine Form zu geben. Da ich damals eine polnische Freundin hatte und sehr in der polnischen Community in Köln drin war, kam ich irgendwann auf die Idee, den Witz mit dem Autoklauen, der einem auf den Zeiger ging, einfach umzudrehen. Die Polen sind die Beklauten und die Geschichte von einer polnischen Familie zu erzählen.

Was ist ein Auftritt der Familie Popolski - Comedy, Konzert oder sogar Kabarett?

Hagemann: Es ist Musik-Comedy, bei der die Musik einen großen Stellenwert hat.

Werden Ihre musikalischen Fähigkeiten durch die Comedy unterschätzt?

Hagemann: Ich glaube mittlerweile nicht mehr. Wer sich ein Konzert anguckt und das zweieinhalb Stunden gesehen hat, der wird soviel Raum erleben für die musikalischen Exzesse, die wir da betreiben. Für ein langes Gitarrensolo, für musikalische Duelle zwischen Gitarre und Bass oder nur akustisch. Ich glaube, das ist das, was uns ausmacht: Dass wir der Musik einen so großen Stellenwert geben, wie sie in vielen anderen Musik-Comedy-Projekten nicht hat.

Eine solche musikalische Qualität muss erst einmal vorhanden sein.

Hagemann: Oft endet es darin, dass lustige Lieder schlecht gesungen werden. Die Texte sind dann halt lustig. Wir sind mit dem Gedanken gestartet, dass es für die Leute toller ist, wenn jemand das kann, was er macht und nicht, dass er es lustig findet, dass er es nicht kann.

Können auch Polen über Ihre Show schmunzeln?

Hagemann: Ja. Es freut uns sehr, dass wir mittlerweile sehr viele polnische Fans haben, die mit T-Shirts und Polska-Kappen und Fahnen ins Konzert kommen. Das entwickelt sich zu einer deutsch-polnischen Fete und das ist genau das, was wir auch gerne wollen. Wir machen nicht ein bissiges oder aggressives Kabarett, sondern eine Show, die am Ende will, dass die Leute gut drauf sind.

Haben die polnischen Medien schon von Ihnen Notiz genommen?

Hagemann: Mit unterschiedlichen Reaktionen. Wir haben auch heftige Verrisse bekommen, weil das Bild, was wir zeigen, veraltet sei. So würden Polen nicht mehr aussehen. Das wissen wir, aber wir übertreiben und machen Comedy. Dafür drehen wir andere Klischees um. Diese Tatsache wurde wiederum von anderen Medien sehr hervorgehoben: Dass die Polen nicht die Autoklauer und Spargelstecher sind, sondern die Erfinder und kreativ. In diesem Fall sogar die Beklauten. Das wurde wiederum in jüngster Zeit sehr hervorgehoben. Das hat uns sehr gefreut.

Ist es eine Art "Recklinghäuser Schule", dass Sie offensichtlich genauso wie Hape Kerkeling dieselbe Gabe besitzen, dass selbst Betroffene über Ihren Humor lachen können?

Hagemann: Ich bin mir nicht ganz so sicher, ob man das "Recklinghäuser Schule" nennen kann (lacht). Es ist vermutlich eher eine freundliche Art von Comedy, was ich auch in der Zusammenarbeit mit dem Hape immer sehr gut fand. Nicht die Position auszunutzen, die man hat, wenn man das Mikrofon oder die Kamera hat. Dass heißt mit den Leuten freundlich umzugehen und nicht auf Leute einzudreschen, die sich gar nicht adäquat wehren können. Das ist etwas, was uns beide im Ansatz verbindet.

Erwischen Sie sich manchmal auch privat, dass Sie mit polnischem Akzent sprechen?

Hagemann: Ja, leider. Das ist ein übergriffiges Thema.

Haben Sie ein Beispiel?

Hagemann: Im Supermarkt an der Kasse habe ich einmal gesagt: "Schweia was is da los - what’s going on here?". Da ging irgendetwas mit dem Laufband schief und das ist ein Satz, den ich bei Konzerten sage, wenn eine Panne kommt. Daraufhin haben mich alle sehr merkwürdig angeguckt. Als ich normal weiter geredet habe, waren alle wieder beruhigt.