Wildkräuter: Die vergessenen Alleskönner
Meist werden sie als Unkraut missachtet, dabei sind Wildpflanzen sehr vielseitig zu verwenden und sehen auch noch schön aus.
Krefeld. Wer mag das nicht: entspannt im Garten sitzen, wo es rundherum sprießt und grünt und blüht? Gewöhnlich stammen die Pflanzen dann aus einem Baumarkt oder Gartencenter. Was sich dazwischen hervorwagt, dem wird meist gnadenlos der Garaus gemacht. „Es ist in Vergessenheit geraten, dass die Wildpflanzen die Grundlage unserer Nahrungspflanzen sind“, konstatiert Gabriele Heckmanns.
Die studierte Landespflegerin beschäftigt sich seit Jahren mit den Wildpflanzen, mit deren Heilkraft und kulinarischen Vielfalt. Denn was die Natur uns da frei Haus liefert, kann durchaus teure Kosmetik ersetzen und den Speisezettel bereichern. Heckmanns bietet dazu zum Beispiel Kräuterwanderungen an.
„Viele sagen mir dann: Das habe ich gestern erst in meinem Garten ausgerupft“, erzählt die Mitarbeiterin der Krefelder Bio-Station. Viele seien dann erstaunt, wie lecker das vermeintliche Unkraut ist. Denn aus Brennnesseln lässt sich wunderbar Gemüse oder eine Suppe bereiten, Sauerampfer eignet sich für einen Salat oder als Suppe, die Wicke als Würze.
Doch die wilden Exemplare können noch weitaus mehr. „Sie sind meist widerstandsfähiger und weisen eine viel größere Vielfalt auf“, sagt Heckmanns. Tragen also ganz nebenbei zu einer natürlichen Pflanzenfülle bei, die nicht zuletzt auch für die heimische Tierwelt von entscheidender Bedeutung ist. „Die Brennnessel ist eine Futterpflanze für Raupen von drei heimischen Faltern“, erklärt die Kräuterkennerin. Die Schlehe ist für den Neuntöter immens wichtig, der auf den Dornen seine Beute aufspießt.
Wer also in seinem eigenen Garten auf mehr Natur setzen möchte, könnte durchaus einfach mal sprießen lassen. „Eigentlich ist das meiste essbar“, sagt Heckmanns. Dennoch ist natürlich auch Vorsicht angesagt. So wird Bärlauch oft mit den giftigen Maiglöckchen verwechselt, Kerbel habe Ähnlichkeit mit dem hochgiftigen Schierling.
„Man muss genau hingucken. Und der Geruch ist ein gutes Hilfsmittel zur Erkennung.“ Schierling solle aber bitte nicht zwischen den Händen zerrieben werden. „Das Gift wird schon über die Haut aufgenommen.“ In diesem Fall ist es eher gut, dass die Pflanze dieserorts nur selten zu finden ist.
Wer nicht so lange warten möchte, bis sich Wildpflanzen von selber ansiedeln, kann auch kaufen, zum Beispiel über das Internet. „In der Natur dürfen sie meist nicht einfach ausgegraben werden“, warnt die Landespflegerin. Werden die Kräuter eingepflanzt, ist dann noch der Standort zu beachten: Brauchen sie etwa Schatten oder Sonne, lieben sie es trocken oder feucht?
Dass sich der Einsatz lohnt, davon ist Gabriele Heckmanns überzeugt: „Unsere Erde und ihre Natur verfügen über all das, was wir Menschen brauchen, um uns wohlzufühlen.“