Willi Wahl: Erster Bürger für fünf Jahre
Der Hobbyflieger war bis 1994 Oberbürgermeister. Jetzt wurde er 85 Jahre alt.
Krefeld. Krefelds Ex-Oberbürgermeister Willi Wahl hat zum Gespräch eine ganz besondere Krawatte umgebunden. Es ist die blassblaue, die 1973 zur 600-Jahr-Feier der Stadt Krefeld herausgegeben wurde. „Ich trage sie gerne, denn sie ist immer noch hübsch“, sagt der jetzt 85-Jährige. Und auch auf seine Amtszeit von 1989 bis 1994 blickt er immer wieder gerne zurück.
„Ich habe mich mit Dieter Pützhofen abgewechselt“, berichtet Wahl, der mit seiner Frau heute in Hüls lebt. „Als er Oberbürgermeister war, hatte ich das Amt des Bürgermeisters inne, und umgekehrt. Wir sind gut miteinander ausgekommen.“ Gerne denkt er an die Grundsteinlegung für die Herzchirurgie der damaligen städtischen Krankenanstalten. „Das haben wir beide zusammen gemacht. Es war eine tolle, wegweisende Handlung.“
Gut im Gedächtnis sind ihm die Reisen ins Ausland geblieben, die ihn für die Stadt beispielsweise nach Asien führten. „Dort haben wir gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung die spätere Ansiedlung von Unternehmen in Krefeld angestoßen.“
Diese Unternehmungen kamen seinem liebsten Hobby, der Fliegerei, sehr entgegen. „Ich bin alles geflogen, außer Zeppelin“, erklärt er und lacht. Regelmäßig hat der 85-Jährige seine Stadt überflogen. „Wir durften sogar über den Rheinhafen fliegen, dessen Luftraum Einflugschneise des Düsseldorfer Flughafens war. Wir fragten bei der Luftsicherung an und bekamen die Antwort: ,Der Willi darf das‘.“ Besonders war auch der Kunstflug vom Egelsberg aus. „Ich habe alle Loopings mitgemacht und fand es toll.“ Spaß hatte er, als er beim Aussteigen WZ-Fotograf Axel Gayk traf, der von der Sache erfahren hatte und des Oberbürgermeisters grünes Gesicht fotografieren wollte. „Der hat Pech gehabt“, sagt Wahl und freut sich heute noch darüber. Logisch, dass der Sozialdemokrat auch alle Fahrgeschäfte bei der Kirmeseröffnung „mitnahm“.
Nicht immer ist alles glattgegangen in seiner Amtszeit. Kleine Missgeschicke prägten den Alltag ebenso wie die Mühen der Politik. So brach ihm vor seiner ersten Verleihung des Bundesverdienstkreuzes ein Stück seines Vorderzahns ab. „Ich habe es unter Protesten meine Sekretärin mit ganz normalem Kleber befestigt“, berichtet er schmunzelnd. „Es hat gut gehalten.“
Bei einem Besuch in Beeskow zur Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde wurde am Zoll die Amtskette zerbrochen. „Das war sehr ärgerlich.“ Und beim Besuch eines Goldhochzeitspaares hatte der Ehemann plötzlich keine Lust mehr auf den OB-Besuch und war in die Stadt gegangen. „Ich habe der Frau die Blumen überreicht, und wir haben nett geplaudert.“
Es seien oftmals schwierige politische Zeiten in seiner Amtsperiode gewesen, resümiert der Ex-OB. „Aber so schwierig wie heute, mit der großen Arbeitslosigkeit, nicht. Wir hatten auch noch zwei Spitzen, Politik und Verwaltung waren getrennt. Ich habe mich mit dem damaligen Oberstadtdirektor Heinz-Josef Vogt regelmäßig getroffen. Wir waren nicht immer einer Meinung, haben aber immer eine Einigung erzielt.“