WZ-Kickerduell zum Finale - Und schon wieder steht’s 7:1

Noelia Figueroa und Anne Poleska-Urban spielen vor dem Finale den Titel aus.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Das wäre ihr früher nie passiert: Ohne Training geht die ehemalige Weltklasse-Schwimmerin Anne Poleska-Urban in den Wettkampf. „Es ist ewig her, dass ich zuletzt gekickert habe“, gibt sie vor dem WZ-Kickerduell offen zu. Und fügt mit schelmischem Lächeln hinzu: „Aber ich werde mein Bestes geben. Ich bin mir der Verantwortung bewusst.“

Ihre Kontrahentin aus Argentinien hatte allerdings noch mehr Probleme in der Vorbereitung: Für Noelia Figueroa, Spanischdozentin an der VHS, war Kickern bislang ein Fremdwort. Die Nachhilfe, die Leonard, Loana und Luca (alle acht Jahre alt) am Vorabend angeboten haben, kam womöglich ein wenig zu spät: „Wie soll ich mit zwei Händen vier Stangen drehen?“

Bevor es losgeht, tritt eine Regeländerung in Kraft: Statt bis fünf wird ab sofort bis sieben gespielt. Fragen nach dem Warum sind an den brasilianischen Fußballverband zu richten.

Das surreale Halbfinale von Dienstag ist auch Tage später Thema Nummer Eins am Kickertisch. Noelia Figueroa kann ihre heimliche Freude über das brasilianische Desaster kaum verbergen: „Brasilianer und Argentinier verstehen sich gut — außer beim Fußball. Ich habe viele brasilianische Freundinnen, aber mit ihnen über dieses Thema zu reden, ist schwierig. Da rege ich mich zu sehr auf.“ Die historische Niederlage in Belo Horizonte vergleicht Figueroa mit einem Fleck auf dem Trikot: „Der geht nie wieder weg.“

Anne Poleska-Urban hat natürlich für Deutschland gejubelt: „Aber nach drei, vier Toren habe ich gedacht: Jetzt reicht’s. Lasst ihnen zumindest ein bisschen Ehre.“ Aus Sicht der ehemaligen Leistungssportlerin seien Jogis Jungs „mental grandios vorbereitet“ gewesen: „Die Brasilianer haben sich diesen unfassbaren Druck auferlegen lassen: Wir müssen die Welt retten und unser Land aus der Krise ziehen.“

In eine Mini-Krise gerät auch Poleska-Urban zu Beginn des Kickerduells. Schnell liegt sie mit 0:1 zurück — doch das weckt erst recht die Kämpferin in ihr. In schneller Folge schlägt es siebenmal ein im argentinischen Tor — den Schlusspunkt setzt Torwart Manuel Neuer mit einem fulminanten Weitschuss. 7:1 für Deutschland — das dürfte Fußballfans in Südamerika nicht ganz unbekannt vorkommen.

Doch eine Argentinierin lässt sich davon nicht entmutigen — schon gar nicht, wenn sie mit Fußball groß geworden und mit ihrem Vater immer sonntags ins Stadion des Racing Clubs gepilgert ist. „Seit 24 Jahren waren wir nicht im Finale. Die Jungs werden alles geben“, sagt Noelia Figueroa. Sollten sie siegen, wird es wohl stundenlange nächtliche Telefonate mit der Familie in Buenos Aires geben. „Die haben auch nach dem Halbfinale gegen Holland angerufen. Aber ich konnte nicht mehr sprechen. Ich war nach dem Elfmeterschießen fix und fertig mit der Welt.“

Während Noelia Figueroa auf einen knappen Sieg der Albiceleste tippt, glaubt Anne Poleska-Urban an ein 3:1 für Deutschland: „Das Kribbeln bei einem Finale ist so stark, dass es darauf ankommt, wer es am Besten kontrolliert. Die Deutschen spielen mit eiskaltem Kopf. Sie sind reif für den Titel.“