Deutscher Kantersieg beim Kickerduell
Bei der WZ treffen sich die Teams vorab: Kunsthändlerin Bettina Liebsch tritt gegen die Brasilianerin Ana Paula Gosses an.
Krefeld. Natürlich mag Ana Paula Gosses Fußball. Sie ist schließlich Brasilianerin, und wie verrückt das Land nach diesem Sport ist, das kann man seit einigen Wochen allabendlich im Fernsehen erleben. Doch die junge Frau, die seit drei Jahren in Krefeld lebt, macht noch vor Anpfiff des WZ-Kickerduells klar, dass es auch andere Dinge im Leben gibt: „Eigentlich hoffe ich, dass Brasilien nicht Weltmeister wird“, sagt sie. „Denn dann feiern die Menschen bis Karneval, und keiner kümmert sich um die Präsidentschaftswahl im Oktober.“
Eine gute Gelegenheit zum Ausscheiden hätte Brasilien Dienstagabend (22 Uhr). Dann geht es in Belo Horizonte gegen die deutsche Nationalelf. Vorab blickt die Fußballwelt jedoch mal wieder nach Krefeld, wo am Kickertisch das Ergebnis vorgezeichnet wird: Ana Paula Gosses, die Informatikerin aus der Nähe von Rio de Janeiro, tritt — mit ungewohnten blauen Trikots — gegen die Krefelder Kunstexpertin Bettina Liebsch an.
Die Inhaberin der Kunsthandlung Steinbach bezeichnet sich als „typische WM- und EM-Guckerin“. Mit Freunden und dem schwarz-rot-gold geschmückten Hund Elli sieht sie die Spiele — und wundert sich über die harte Gangart bei dieser WM. „Da wird viel gezuppelt, gerangelt und geboxt.“ Kickern ist dagegen ein eher körperloses Spiel. Liebsch hat es früher gelegentlich in der Kneipe praktiziert — so wie ihre Kontrahentin aus Brasilien.
Entsprechend mutig gehen beide ins Duell. Doch schnell übernimmt Bettina Liebsch deutlich die Führung, vielleicht auch aufgrund ihrer Körpergröße: „Mein Vorteil ist meine Spannweite. Da habe ich fast zwei Meter“, sagt sie lachend. Mit einem satten 5:1 für Deutschland geht das Spiel zu Ende — ausgerechnet nach einem Eigentor Brasiliens.
Dass es tatsächlich so kommt, halten beide für wahrscheinlich — wenn auch nicht in dieser Höhe. Bettina Liebsch tippt auf ein knappes 2:1 für Schweinsteiger & Co. Ana Paula Gosses hofft zwar auf einen brasilianischen Sieg, doch sie glaubt: „Wenn es ein faires Spiel gibt, gewinnen die Deutschen.“ Ihre Anspielung gilt den Schiedsrichtern: „Die Entscheidungen kann ich nicht immer verstehen.“
Womöglich spüren die Herren mit der Trillerpfeife auch den äußeren Druck: „Die Erwartung in Brasilien ist ganz klar: Die Mannschaft muss Weltmeister werden. Alles andere wäre eine Enttäuschung für die Menschen.“ Nach der Verletzung von Superstar Neymar wird auch das Team noch mal enger zusammenrücken: „Die anderen werden für ihn mitkämpfen.“ Bettina Liebsch hält Brasiliens Trainer Scolari und seinen Stab für den größten Trumpf der Selecao: „Sie sind so erfahren, dass man sie fast als schwersten Gegner der Deutschen ansehen muss.“
Während Liebsch am Abend wie gewohnt ihre Elli, den tierischen „Junior Customer Advisor“ der Kunsthandlung Steinbach, in die Landesfarben kleiden wird, herrscht bei Familie Gosses multikulturelle Farbigkeit. „Mein Mann wird in einer Halbzeit sein Deutschland-Trikot tragen, in der anderen das brasilianische“, erzählt Ana Paula Gosses. Sie selbst wird dann schon im Bett liegen: „Ich habe am Mittwochmorgen eine wichtige Prüfung.“ Es gibt andere Dinge im Leben als Fußball.