„Die Pipeline ist ein tödliches Risiko“

Der Erkrather Arzt Reinhard Müller warnt vor Kohlenmonoxid.

<strong>Erkrath. Als Facharzt für Innere Medizin ist es für Dr. Reinhard Müller oberstes Ziel, Menschenleben zu retten. Entsprechend besorgt ist der Erkrather Arzt wegen der geplanten CO-Pipeline von Dormagen nach Krefeld-Uerdingen. "Diese Pipeline wird der größte Giftgasspeicher der Welt sein", warnt Müller in einer aktuellen medizinischen Expertise. Müller: "Kohlenmonoxid ist ein hochwirksames, effektiv tödliches Giftgas, das eine 300-fach höhere Bindungskraft an unsere roten Blutkörperchen hat als der so lebenswichtige Sauerstoff, den wir für unsere Energiegewinnung brauchen." Wenn sich CO an die Blutkörperchen binde, komme es zur "inneren Erstickung", zum Zelltod.

Die besondere Gefährlichkeit von CO sei, das es geruchlos ist und Betroffene ahnungslos davon überfallen werden. Müller: "Je nach Stärke der Luftkonzentration hat man als Opfer nicht einmal mehr Zeit, mit seinem Handy Hilfe zu holen." Hinzu komme: Je nach Umgebungstemperatur habe Kohlenmonoxid dieselbe oder sogar eine höhere Dichte als Luft, so dass sich das Gas horizontal ausbreitet und leicht in den benachbarten Wohngebieten verteilt.

Müller weiter: "Auch außerhalb dieser Hochrisikozone sind die Menschen nicht außer Gefahr, sondern sterben etwas langsamer, nämlich in zehn oder 20 Minuten - oder tragen im Überlebensfall schwere gesundheitliche Spätschäden davon."

Völlig aussichtslos sei die Lage für Tausende von Menschen, wenn es zu einem Vollbruch der Pipeline komme - etwa durch Material- oder Konstruktionsfehler, durch Erdbeben oder gar Sabotage beziehungsweise Terrorismus. Müller: "Dann kann die Todeszone je nach Windverhältnissen bis zu 1,5 km groß sein."

Die Überlebensperspektive für Opfer eines CO-Vergiftung ist nach Ansicht des Mediziners sehr schlecht: "Während der gesamten Zeit der Vergiftung sind das Gehirn und der Herzmuskel schlecht oder gar nicht mit Sauerstoff versorgt. Selbst nach leichten CO-Vergiftungen muss im Überlebensfall mit irreversiblen Spätschäden gerechnet werden."

Dazu zählen Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Persönlichkeitsveränderungen, aber auch Psychosen (Geisteskrankheiten) und parkinsonähnliche Erkrankungen (irreversible Bewegungsstörungen). Am Herz können eine dauerhafte Leistungsschwäche oder vielfältige Rhythmusstörungen als Spätschäden auftreten.