Feuerwehr fehlt Ausstattung für den Ernstfall
Der Kreis hält den Gefahrenabwehrplan weiter für mangelhaft. Gleichzeitig stellt er sich auf den drohenden Betrieb der Pipeline ein.
Wülfrath. Klaus-Dieter Völker ist ein Freund klarer Worte: "Ohne Rücksicht auf Verluste" handele die Bezirksregierung in Sachen Alarm- und Gefahrenabwehrplan (Agap) für die CO-Pipeline.
Eine Begründung, warum das so sei, hat der CDU-Fraktionsvorsitzende im Kreistag auch parat: "Da geht offenbar die Bayer-Lobby ein und aus." Nils Hanheide, der Rechtsdezernent in der Kreisverwaltung, drückt es diplomatischer aus: "Wir sind nach wie vor nicht glücklich mit der Entwicklung."
Einmal mehr muss sich der Kreissausschuss mit dem Themenkomplex CO-Pipeline befassen. Und Hanheide betont noch einmal, dass der Kreis dem Agap keinesfalls zugestimmt habe. Es habe lediglich Abstimmungstermine gegeben.
"Aber abstimmen heißt nicht zustimmen", bringt er es auf eine knappe Formel. Er befürchtet, dass - trotz anhaltender Diskussionen - Regierungspräsident Büssow das Abstimmungsverfahren wieder öffnen werde. Daher: "Wir arbeiten schon an einem Sonderschutzplan." An dem sind die Wehren des Kreises beteiligt.
Die Hoffnung, dass die CO-Pipeline nicht in Betrieb gehen wird, eint den Kreisausschuss. Der umstrittene Agap, dem der Kreis unverändert nicht zustimmt, sorgt für weiteren Zündstoff. Hanheide macht im Ausschuss klar, dass aus Sicht des Kreises vor allem die Frage nach dem Ernstfall nicht ausreichend gewürdigt wird.
Ein Leck in der 67 Kilometer langen Leitung - und dann? "Wenn es nach Bayer geht, steigt das Kohlendioxid gerade nach oben auf. Und Winde spielen keine Rolle", sagt Hanheide und quittiert diese Einschätzung mit einem Kopfschütteln: "Wir sehen das ganz anders." Dem pflichtet Kreisbrandmeister Friedrich-Ernst Martin nickend bei.
Martin ist es auch, der den Ausschuss auf ein Kernproblem hinweist: Falls das geruchs- und farblose, tödliche Gas austreten sollte, fürchtet er, dass die Zeit für Rettungsmaßnahmen fehlt. Den Wehren mangele es im Kreis an Personal und Ausstattung. Martin weist insbesondere auf die Spezialgeräte hin, die zum Einsatz kommen.
Auf 30 bis 45 Minuten schätzt Martin das Zeitfenster, in dem die Sauerstoffversorgung der Einsatzkräfte ausreicht. "Das ist viel zu wenig Zeit, um Menschenleben in einem großen Wohnhaus retten zu können", sagt Martin.
Auf Nachfrage beziffert er die Zahl der Sondergerätschaften auf 700 für alle zehn Feuerwehren im Kreis. Ob das ausreiche, will ein Politiker wissen: "Für mehr hätten wir gar nicht das Personal", so seine Antwort. Darüber hinaus beklagt der Kreisbrandmeister den Mangel an Spezialwagen, damit man sich einem Leck überhaupt nähern könne. Informationen, die die Politiker nicht gerne hören.